Weltweit suchen Experten nach neuen Formen der Zusammenarbeit

Mangelware Wasser

Wasser und Klimawandel: Dieses Thema steht zur Halbzeit der Weltwasserwoche in Stockholm ganz oben auf dem Programm. Noch bis zum Samstag beraten in der schwedischen Hauptstadt über 2.500 Experten aus 140 Nationen über die künftigen Herausforderungen im Umgang mit dem lebenswichtigen Element. Die Prognosen verheißen wenig Gutes.

Autor/in:
Joachim Heinz
 (DR)

Um die Menschheit im Jahr 2050 ausreichend zu versorgen, sind nach Einschätzung des veranstaltenden Stockholm International Water Institute (SIWI) rund 50 Prozent mehr Süßwasser nötig, als jetzt schon verbraucht wird. Zugleich bedrohen Dürren und Temperaturanstiege die Landwirtschaft in den 40 ärmsten Staaten der Erde.

Dazu gehört auch Burkina Faso. Der Entwicklungsindex der Vereinten Nationen listet den westafrikanischen Staat auf dem vorletzten Platz. Rund 80 Prozent der Bevölkerung lebt von Ackerbau und Viehzucht. Und verschärft damit den ohnehin schon vorhandenen Wassermangel. Dabei entspringen in dem Land die wichtigsten Quellflüsse des Volta, der im Nachbarland Ghana in den Atlantik mündet. Mit rund 1.500 Kilometern Länge zählt er zu den bedeutendsten Strömen des Kontinents.

Wie lassen sich die Ressourcen des Volta-Beckens, zu dessen Einzugsgebiet außer Burkina Faso und Ghana auch Togo, Benin, die Elfenbeinküste und Mali gehören, in Zeiten des globalen Klimawandels sinnvoll nutzen? Diese Schlüsselfrage steht hinter den Studien, die das Bundesforschungsministerium im Rahmen des Programms «Globaler Wandel des Wasserkreislaufs» (GLOWA) fördert. Knapp 11 Millionen Euro wurden für das bis 2009 laufende GLOWA-Projekt Volta zur Verfügung gestellt. Die wissenschaftliche Federführung liegt beim Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) in Bonn.

Dass sie es mit einer ganzen Reihe von komplexen Herausforderungen zu tun haben würden, war den Experten schnell klar. Schließlich speist der Volta-Fluss auf ghanaischem Staatsgebiet einen der weltweit größten Stauseen und dient auf diese Weise als wichtiger Energielieferant in der Region. Wasserentnahmen am Oberlauf führen zwangsläufig zu Verlusten bei der Stromerzeugung und damit zu Konflikten, «die sich aber am Verhandlungstisch lösen lassen», wie Projektleiter Paul Vlek betont.

Mit ihren Untersuchungen konnten die Forscher zudem erstmals auf breiter Datengrundlage nachweisen, dass die Ursachen von Wassermangel oft weitaus vielschichtiger sind. Waldrodungen etwa reduzieren die Verdunstung und damit die regionalen Niederschlagsmengen. Eine Folge: Zusammen mit dem weltweiten Klimawandel dauert die Regenzeit kürzer und setzt zudem bis zu 30 Tage später ein als noch vor vier Jahrzehnten. Eigene Wettervorhersagen und Simulationen sollen den betroffenen Landwirten künftig ermöglichen, ihr Saatgut zum günstigsten Zeitpunkt auszubringen, um nicht unnötig Wasserreserven zu vergeuden.

Ein besonderes Augenmerk legten die Forscher von Anfang an auf die Einbeziehung von Entscheidungsträgern vor Ort. «Wir wollten, dass unsere Erkenntnisse erhalten bleiben», sagt Bodenkundler Vlek. So kamen drei Viertel der bislang rund 50 am Projekt beteiligten Doktoranden aus Westafrika. Ein Großteil von ihnen arbeitet wieder in der Heimat und wird in diesen Tagen nach Ouagadougou reisen. In der Hauptstadt von Burkina Faso findet ab kommenden Montag die nächste internationale Wasserkonferenz statt.

Eine neu gegründete Institution dürfte dabei im Mittelpunkt des Interesses stehen: die Volta Basin Authority (VBA). In dem Gremium sollen bald alle sechs Anrainerstaaten des Volta-Beckens vertreten sein, um gemeinschaftlich die Probleme der Zukunft zu lösen. Ein «echter Hoffnungsträger» wie Paul Vlek findet. Und ein Beispiel für eine «Verstetigung der erreichten Ziele», die sich das Bundesforschungsministerium von dem Treffen erhofft. Im Erfolgsfall könnte die VBA eine optimistische Annahme belegen, die zum Auftakt der Stockholmer Weltwasserwoche die Runde machte: «Wasser ist eher eine Quelle von Zusammenarbeit anstatt von Konflikten».