Jeder zweite Deutsche hält Bildungssystem für ungerecht

Länger gemeinsam lernen?

Fast jeder Zweite hält das deutsche Schulsystem einer Umfrage zufolge für ungerecht. Die Mehrheit fordere faire Chancen für alle Kinder unabhängig von ihrer Herkunft, heißt es in einer am Montag in Gütersloh vorgestellten Emnid-Umfrage. Drei Viertel der Befragten sprachen sich danach für einen Ausbau der Ganztagsschule aus. Rund 90 Prozent plädierten für eine stärkere individuelle Förderung von Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen. Für die Studie wurden im Auftrag der Bertelsmann Stiftung (Gütersloh) rund 1.500 Personen über 14 Jahren befragt.

 (DR)

62 Prozent der Befragten sprachen sich für eine stärkere individuelle Förderung von Kindern aus Migrantenfamilien aus. Zwei Drittel der Bevölkerung (66 Prozent) und 71 Prozent der Eltern erklärten sich auch selbst bereit, Kindern mit ausländischer Herkunft bei der Integration zu helfen, etwa durch Unterstützung bei den Hausaufgaben.
Ein Großteil der Befragten (76 Prozent) befürworteten eine Erziehung zu mehr Offenheit und Toleranz.

Als ungerecht wurde das Bildungssystem von 45 Prozent aller Befragten und von 48 Prozent der Eltern bewertet. Rund 60 Prozent der Eltern sind laut der Umfrage der Auffassung, ein längeres gemeinsames Lernen der Kinder werde zu mehr Bildungsgerechtigkeit führen. Die jetzige Aufteilung nach der vierten Klasse befürworteten weniger als ein Drittel. Eine Mehrheit von 74 Prozent sprach sich zudem dafür aus, Schulen in benachteiligten Stadtvierteln gegenüber anderen Schulen besser auszustatten.