Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt im Peking-Blog für domradio.de - Dienstag, 4. August

Teil 1: Traumhaft, dabei zu sein

"Endlich geht es los! Nach Athen 2004 und Turin 2006 sind die Olympischen Spiele von Peking meine dritten als Olympiapfarrer. Gemeinsam mit meinem evangelischen Kollegen Thomas Weber werde ich in den kommenden Wochen wieder unseren Athleten zur Seite stehen. Nach Siegen und Niederlagen. Ab kommender Woche, bei den Olympischen Spielen, und auch anschließend bei den Paralympics, den Spielen für die Sportler mit körperlichem Handicap.

 (DR)

Genau wie die Sportler fiebere auch ich der Eröffnungsfeier und den Wettkämpfen entgegen. Einige Athleten habe ich bereits im Flugzeug am Sonntag gesehen und gesprochen. Mit an Bord waren zum Beispiel die Schützen und die Basketballer, die sich ja erst in letzter Minuten qualifiziert hatten. Inklusive Superstar Dirk Nowitzki.

Der Deutsche, der in den USA zu einem der bekanntesten Sportler der Welt wurde,  ist ein schönes Beispiel dafür, welchen Stellenwert Olympische Spiele im Leben eines Sportlers einnehmen. ‚Bei Olympia dabei zu sein, ist mein Traum. Bei der Eröffnungsfeier ins Stadion zu laufen, muss ein einmaliges Gefühl sein', sagte er vor der Qualifikation seiner Mannschaft. Schön, dass er dabei sein darf.

Auch für mich ist es immer wieder traumhaft, dabei zu sein. Und gemeinsam mit den Sportlern, Betreuern und Funktionären den Glauben feiern zu dürfen. Gleich nach unserer Ankunft durften wir am Sonntag einen deutsprachigen Gottesdienst feiern. Übrigens waren wir die ersten Deutschen seit vielen Jahren, die in der Nordkirche feiern durften! An allen Sonntagen in den kommenden Wochen werden wir zu einem Gottesdienst zusammenfinden, außerdem am 15. August zu Maria Himmelfahrt.

Erste Eindrücke von Peking - dieser großen Stadt - habe ich auch schon gesammelt. Und das habe ich dabei bereits gelernt: Als Ausländer sollte man hier Taxi fahren. Von denen wimmelt es hier geradezu. Das Bussystem dagegen ist nur schwer durchschaubar. So wie die Luft gerade. Mehr als 500 Meter kann ich heute nicht aus meinem Fenster schauen. Das ist also der berühmte Pekinger Nebel. Gestern schien noch die Sonne bei mehr als 30 Grad und klarem Himmel.

In diesen Tagen kommt man an einem Thema nicht vorbei: Dürfen die Olympischen Spiele in einem Land wie China stattfinden? Einem Land, das die Menschenrechte missachtet und Journalisten aus dem Ausland einschränkt? Schon im Vorfeld hatte ich gesagt: Ja, sie sollen. Wir müssen China eine Chance geben. Auch wenn mein evangelischer Kollege und ich die offizielle Auflage haben‚ ‚nicht missionieren" zu dürfen. Was auch immer das genau bedeuten soll. Von Einschränkungen sonst habe ich während meiner ersten Stunden hier noch nicht viel gespürt. So konnten wir am Flughafen schnell die Kontrollen passieren. Und das, obwohl ich offiziell mit meiner Berufsbezeichnung 'Priester' eingereist bin.

Auch sonst rechne nicht damit, in den kommenden Wochen Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Ich werde ja mitten im olympischen Dorf mit dabei sein. Allerdings sind das alles Hoffnungen. Wie es genau sein wird, dass müssen wir alle wohl abwarten.

Ich wünsche mir, dass wir alle schöne Spiele erleben dürfen - und das bei allem, was sie erschwerend begleiten wird. Fair sollen sie sein, auch wenn sie kaum dopingfrei sein werden. Mit dem Problem  werden wir wohl auch diesmal wieder zu tun bekommen. Vor allem wünsche ich mir, dass etwas von der olympischen Idee zu spüren sein wird.

Auf bald und mit gesegneten Grüßen Ihr

‚Olympiapfarrer' Hans-Gerd Schütt"