Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt im Peking-Blog für domradio.de - Dienstag, 5. August

Teil 2: Jetzt ist die deutsche Mannschaft offiziell angekommen

Drei Tage vor dem Auftakt der Sommerspiele in Peking wurde das deutsche Olympiateam heute offiziell im Olympischen Dorf begrüßt. Mit dabei: DOSB-Präsident Thomas Bach und der sogenannte Chef de Mission Michael Vesper. Und natürlich haben auch mein evangelischer Kollege Thomas Weber und ich die Einladung angenommen. Und es war kurz aber schön!

 (DR)

Es ist ein guter und schöner Brauch, dass jede Mannschaft im Olympischen Dorf begrüßt wird. Es gibt ja auch extra einen Bürgermeister des Olympischen Dorfes und der lässt es sich nicht nehmen, alle Nationen  willkommen zu heißen und dem Chef de Mission ein Geschenk des Gastgebers zu überreichen. In unserem Fall wurde Porzellan ausgetauscht: Michael Vesper erhielt aus der Hand von Chen Kai einen chinesischen Porzellanteller. Und das deutsche Team revanchierte sich mit Rosenthal-Porzellan mit Pekinger Motiven. Es ist ja auch eher als symbolische Geste gedacht, ähnlich wie bei Staatsbesuchen oder auch bei Papst-Audienzen.

Meiner Schätzung nach waren bestimmt 100 Teammitglieder der deutschen Mannschaft in ihrem neuen Olympia-Outfit zur Begrüßung gekommen, um die 200 sind wohl schon im Lande. 438 Athleten und Athletinnen sollen es sein, wenn am Freitag endlich der Startschuss fällt. Laut Prof. Wilfried Kindermann, dem Leiter des medizinischen Stabes der Olympiamannschaft, sind alle wohlauf. "Die hohen Temperaturen haben niemanden überrascht, alle waren informiert. Die Luftverschmutzung spielte bisher keine Rolle, niemand klagte über Atembeschwerden." Also, ich muss schon sagen, über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 70 Prozent machen mir schon leicht zu schaffen.

Nun aber ertönt erst einmal die deutsche Nationalhymne und die Fahne wird gehisst: das deutsche Team ist offiziell angekommen. Hymne und Fahne: das werden wir hoffentlich hier in Peking noch häufig sehen können - wenn Medaillen zu vergeben sind.

Mit dabei bei der Begrüßung ist übrigens das Team aus Burkina Faso, einem kleinen Land im Westen von Afrika. Da spürt man schon etwas von dem olympischen Geist, der SportlerInnen und Sportler aus 204 Nationen nach Peking bringen wird. Und die werden alle vom Dorf-Bürgermeister begrüßt. Eben habe ich im Internet gelesen, die Begrüßung hätte einer Fließbandabfertigung geglichen. Also, das habe ich wirklich so nicht empfunden und die Sportler glaube ich auch nicht.

Nach der Zeremonie mischen sich mein Kollege und ich noch ein wenig unter die Sportler. Es ist schön, alte Bekannte zu treffen, die ich schon seit Athen oder sogar Turin kenne. Und natürlich auch viele, mit denen ich nun zum ersten Mal in Kontakt komme. Allzu viel Zeit zum Gespräch haben wir aber nicht, die Sportler mussten schon wieder los zum Training oder zum Physiotherapeuten.

Und wir statteten dem Religiösen Zentrum noch einen Besuch ab um die Broschüren "Mittendrin" zu verteilen. Darin findet jeder Interessierte Gebete und Meditationen für die Zeit vor dem Wettkampf und auch die Zeit nach einem Sieg oder einer Niederlage. Denn darauf kommt es ja auch an: In sich zu gehen, und sich auch im Falle einer enttäuschenden Leistung bewusst zu machen - dabei sein ist alles!
Und auch hier merke ich es deutlich, die Anspannung und Aufregung steigt: nur noch drei Tage. Und es wird immer voller: Im Olympischen Dorf werden bis zum Ende der Spiele am 24. August etwa 10.500 Athleten und samt Betreuern rund 17.000 Personen wohnen.