Vor den Oberammergauer Passionsspielen

Jeder Zweite will dabei sein

Nur alle zehn Jahre wird in Oberammergau das Leiden und Sterben Jesu nachgespielt. 2010 finden die nächsten Passionsspiele statt. Bereits seit Januar läuft der Kartenvorverkauf. Noch länger im Gange ist der Kampf um die Haupt- und Statistenrollen. Noch nie wollten so viele teilnehmen.

 (DR)

An die 2.500 Einwohner haben sich in der inzwischen abgelaufenen Frist beworben und damit das Recht auf eine Rolle, wie Regisseur Christian Stückl der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstagabend sagte. Selbst ein 98-jähriger Mann sei darunter. Und der jüngste Darsteller sei noch nicht geboren.

Oberammergau hat 5.000 Einwohner. Genauso viele Sitzplätze gibt es auch im Passionsspielhaus. Die Aufführung über Leiden und Sterben Jesu wird erstmals am Nachmittag beginnen und in die Abendstunden hinein dauern. Nicht nur wegen der geänderten Zeiten will Stückl seine letzte Inszenierung von 2000 überarbeiten. Zur Auferstehungsszene werde es aber keine Licht-Show geben, versicherte der international tätige Spielleiter, der in seiner Branche als "Fachmann fürs Katholische" gilt. Auf alle Fälle würden aber neue Kostüme angeschafft.

Mehr deutschsprachiges und europäisches Publikum gewinnen
Laut Stückl wird das sechsstündige Laienspiel aber auch 2010 trotz Anfragen von Fernsehsendern nicht komplett von Kameras aufgezeichnet. Der Spielleiter möchte mehr deutschsprachiges und europäisches Publikum gewinnen. Bisher kämen 60 Prozent der Zuschauer aus dem englischen und US-amerikanischen Raum und seien vorwiegend reformierte Christen. Diese Entwicklung sei durch die Entdeckung der Passionsspiele für den internationalen Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts historisch gewachsen. Außerdem will der Regisseur jüngeres Publikum begeistern.

Noch stärker als bisher möchte Stückl die Figuren des Petrus, Johannes und Judas als individuelle Gestalten herausarbeiten. Die Hauptdarsteller werden erst im April 2009 bekanntgegeben. Der Gemeinderat muss darüber abstimmen, der Regisseur wird jedoch erstmals ein Vorschlagsrecht haben. Um einen Darsteller abzulehnen, braucht es eine Zweidrittel-Mehrheit.

Großereignis seit 1634
Die Passionsspiele von Oberammergau sind ein weltweites Großereignis mit Millionen-Einnahmen für den Ort. 2000 sahen 520.000 Zuschauer in 110 Aufführungen die Passion, 10 Prozent mehr als 1990

Die Spiele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1634 zurück. Damals versprachen die Bürger, künftig regelmäßig ein solches Spiel aufzuführen, wenn sie von der Pest verschont blieben.