Besuchern der Autobahnkirchen auf der Spur

Reisende und Ruhesuchende

Der "Tag der Autobahnkirchen" ist eine gute Gelegenheit, sich die Gotteshäuser am Straßenrand mal genauer anzuschauen. Wer besucht eigentlich eine solche Kirche und warum? Was machen die Menschen dort und wie lange bleiben sie? Diese und andere Fragen hat Michael Ebertz vom Zentrum für kirchliche Sozialforschung untersucht, im Auftrag der kirchlichen Versicherung Bruderhilfe. In der groß angelegten Studie haben Ebertz und sein Team Besucher der bundesweit 32 Autobahnkirchen befragt. Herausgekommen sind teilweise überraschende Ergebnisse...

 (DR)

Die Mehrzahl der Besucher von Autobahnkirchen ist religiös und engagiert sich auch in der Heimatgemeinde. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentrum für Kirchliche Sozialforschung (ZeKIS) der Katholischen Fachhochschule Freiburg in einer Studie zum Besucherprofil an deutschen Autobahnkirchen, die am Mittwoch in Gescher vor Journalisten präsentiert wurde. Demnach sei der typische Besucher männlich, katholisch, verheiratet und über 50 Jahre alt, so der Leiter der Untersuchung, Professor Michael Ebertz.

Einige Ergebnisse der nicht repräsentativen Studie hätten die Betreiber der Kirchen überrascht, erläuterte Ebertz. Bisher seien sie davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Besucher kirchenfern und "auf der Suche sei". 60 Prozent der Befragten hätten nun allerdings angegeben, regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen. Befragt worden waren über 400 Besucher in 23 von deutschlandweit 32 Autobahnkirchen. In Auftrag gegeben hatte die Studie die Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge, die sich für die
Arbeit in den Autobahnkirchen engagiert.

Laut Studie sind rund zwei Drittel der Besucher männlich. 61 Prozent sind katholisch. Urlaubsreisende machen eher spontan an einer Autobahnkirche halt, Berufsreisende planen den Zwischenstopp dagegen oft bewusst ein. Sogenannte Besuchsreisende halten gerne immer wieder an derselben Autobahnkirche, zum Beispiel auf dem Weg zu Verwandten. Als Grund für den Stopp an einer Autobahnkirche gaben 37 Prozent religiöse Beweggründe an, 19 Prozent suchten Ruhe und Erholung und 17 Prozent kamen aus
Neugier. Allerdings suchen nach Angaben der Forscher viele Autofahrer nicht nur das Gebet; jeder Dritte verbindet den Stopp mit einem Gang zum WC.

Die 32 Autobahnkirchen werden laut Bruderhilfe jedes Jahr von rund 3 Millionen Menschen besucht. Die älteste Kirche steht an der Ausfahrt Adelsried der Autobahn A 8 von München nach Stuttgart. Sie wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Es gibt 15 evangelische Kirchen, 11 ökumenische und 6 katholische. Die Bruderhilfe gibt regelmäßig ein Verzeichnis aller Autobahnkirchen heraus, betreibt die Homepage www.autobahnkirche.info und organisiert jährlich einen Tag der Autobahnkirchen.