Sydneys Erzbischof Pell eröffnet Weltjugendtag - Wer ist dieser George Pell?

Der Tag des Kardinals

Die Eröffnung des Weltjugendtags am Dienstag war ein großer Tag für den Erzbischof von Sydney. Kardinal George Pell zelebrierte in Sydneys neuester Hafenpromenade Barangaroo vor 140.000 Pilgern und den internationalen Medien den großen, festlichen Eröffnungsgottesdienst. Ein Tag der persönlichen Bestätigung auch für einen kampferprobten Verteidiger christlicher Werte im weltlichen Australien.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

So manchem im Land wird es freilich nicht gefallen, dass der Kardinal zu solcher Prominenz gelangt ist. Denn Pell ist ein ebenso konservativer wie machtbewusster Kirchenfürst.

Ein deutscher Journalist hat den Mann aus Ballarat als den «Dyba von Australien» beschrieben. Wie der im Jahr 2000 verstorbene Bischof von Fulda nimmt auch Pell kein Blatt vor den Mund, scheut keine Auseinandersetzung als Oberhirte in Sydney, das den Ruf eines eher areligiösen Freizeitparadieses hat.

Immer wieder tritt der Kardinal mit kontroversen Wortmeldungen zu Themen wie Homosexualität, Missbrauch, Bioethik und Umwelt in die gesellschaftliche Debatte ein. Dabei ist er nicht immer zimperlich in der Wahl der Mittel, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele geht. Vor einigen Jahren etwa lud er einen Priester und einen Psychologen aus den USA zu einem Vortrag darüber ein, wie durch Psychotherapie und Gebet Homosexualität zu «heilen» sei. Fragen an die Referenten durfte das Publikum nur schriftlich stellen.

Spätestens seit Bekanntgabe von Sydney als Austragungsort des Weltjugendtages 2008 vor drei Jahren in Köln wird Pell als das Oberhaupt der australischen Katholiken wahrgenommen - obwohl er nicht Vorsitzender der Australischen Bischofskonferenz ist. Der tatsächliche Vorsitzende, Erzbischof Philip Wilson von Adelaide, hat Verständnis dafür, dass in der Öffentlichkeit Verwirrung darüber
herrscht: «Bislang war der australische Kardinal immer auch Bischofskonferenzvorsitzender. Das ist jetzt anders.»

Vom Weltjugendtag verspricht sich Pell neben neuen geistlichen Berufungen auch Impulse für eine moralische Wende der australischen Jugend sowie für eine Neubesinnung auf die christlichen Werte des Landes. So mancher in Australien argwöhnt da, dass der Kardinal das kirchliche Großereignis mit dem Segen Roms nutzt, um der dortigen Kirche seinen konservativen Stempel aufzudrücken.

Seine Mitbischöfe kritisieren Pell nicht - nicht in der Öffentlichkeit und erst recht nicht gegenüber den Medien. Dass es freilich Differenzen gibt, kann man zwischen manchen Zeilen lesen.
Erzbischof Wilson etwa sagt: «Der Kardinal ist eine starke Führungspersönlichkeit mit einem großen Einfluss auf Kirche und Gesellschaft. Das hat natürlich seine Auswirkungen.» Und fügt hinzu:
«Wir haben 39 Bischöfe in diesem Land, und jeder von ihnen ist eine eigene Führungspersönlichkeit. Zudem haben wir eine Bischofskonferenz, die ein sehr lebendiges und aktives Gremium ist.»

Peter Ingham etwa ist nicht nur Bischof in Sydneys Nachbarstadt Wollongong, sondern auch Vorsitzender der «Föderation der Katholischen Bischofskonferenzen Ozeaniens». Durch diese Rolle ist er sehr vertraut mit den Folgen des Klimawandels. Daher macht es ihn stolz, Katholiken aus Kiribati zum WJT nach Sydney gebracht zu
haben: «Das werden sehr bald Umweltflüchtlinge sein», berichtet er.
«Kiribati liegt nur zwei Meter über dem Meeresspiegel und wird als wohl erste der kleinen Südseeinseln bald versinken.»

Für Pell dagegen ist der Klimawandel kein zentrales Thema. Er hält die Aufregung für übertrieben und lehnt es ab, den Menschen als Verursacher der weltweiten Umweltprobleme zu sehen. Gefragt, ob er eine «Pellisierung» der katholischen Kirche down under beobachtet, sagt Bischof Ingham: «Der Weltjugendtag zeigt doch, wie vielfältig und lebendig die Kirche ist. Das steht doch über diesen ideologischen Dingen. Wir müssen vorwärts gehen, nicht rückwärts.»