Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) rechnen nach Informationen des Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» zur Einführung des Gesundheitsfonds mit einem einheitlich festgelegten Beitragssatz von etwa 15,6 Prozent des Bruttolohns. Das sind 0,7 Prozentpunkte mehr als der derzeitige Durchschnittsbeitrag.
Nachdem Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) den niedergelassenen Ärzten einen Honoraraufschlag versprochen habe, fürchtet die AOK laut Bericht allein hierdurch Zusatzkosten von 2,5 Milliarden Euro. Mindestens 1,5 Milliarden Euro zusätzlich veranschlage die AOK für die stationäre Versorgung.
Der Bayreuther Gesundheitsökonom Peter Oberender geht ebenfalls von einer deutlichen Erhöhung der Krankenkassenbeiträge aus. "Wir schätzen, dass die Beiträge von jetzt durchschnittlich 14,8 Prozent auf einheitlich 15,7 Prozent steigen werden", sagte Oberender der Verbraucherzeitschrift "Guter Rat".
Leistungsverbesserungen der Krankenkassen sind laut Oberender mit der Beitragserhöhung nicht verbunden. Er kritisierte: "Die Leistungen werden gleich bleiben. Mit dem Geld wird eine wahnsinnige Bürokratie finanziert." Oberender erläuterte: "Die Kassen müssen mindestens 50 Millionen Beitragskonten anlegen, in denen das Krankheitsrisiko jedes einzelnen Versicherten beziffert wird. Daraus wird dann errechnet, wie viel Geld jede Kasse pro Versicherten von dem Gesundheitsfonds zurückbekommt."
Das Gesundheitsministerium wollte am Wochenende zu der Debatte auf ddp-Anfrage keine Stellungnahme abgeben. Ministerin Schmidt hatte in der Vergangenheit mehrmals vor Spekulationen über anstehende Beitragserhöhungen gewarnt.
Der im Zuge der Gesundheitsreform geplante Gesundheitsfonds soll zum 1. Januar 2009 starten. Er soll aus einem von allen gesetzlichen Krankenkassen einheitlich erhobenen Beitrag und Steuermitteln finanziert werden. Aus dem Fonds erhalten die Kassen dann für ihre Versicherten Pauschalen sowie alters- und risikobezogene Zuschläge. Kassen, die damit nicht auskommen, müssen für ihre Versicherten Zusatzprämien erheben. Gut wirtschaftende Kassen können Beiträge zurückzahlen.
Zusatzbelastung von 300 Euro pro Mitglied ab 2009 möglich
Anstieg der Kassenbeiträge befürchtet
Gesundheitsexperten befürchten einen deutlichen Anstieg der Krankenversicherungsbeiträge im kommenden Jahr. Demnach müssen Kassenmitglieder mit einer Zusatzbelastung von bis zu 300 Euro jährlich rechnen.
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