Die Mitarbeiterin der Stiftung klingt noch immer erschrocken. Nach dem Anschlag dauerte es lange, bis sie genau wusste, was denn überhaupt passiert sei. Die internationalen Streitkräfte legen bei solchen Anschlägen die Telefonnetze lahm.
Die Sicherheitslage sei schlechter geworden, berichtet Müller. Sowohl in der Hauptstadt Kabul, wie auch in einigen Provinzen würde es immer wieder zu Anschlägen kommen. Vor allem im Südosten, an der Grenze zu Pakistan, höre man immer wieder von Zwischenfällen jeglicher Art.
Als "Internationale" müsse man sich daran gewöhnen, so Marion Müller. Die Arbeit der Stiftung wäre nur leicht eingeschränkt. Es seien eher die lokalen Partnerorganisationen, die durch die Sicherheitslage eingeschränkt würden.
Immer wieder zivile Opfer bei Armeeoperationen
Die Wertschätzung, die den internationalen Truppen von den Afghanen entgegengebracht werde, sinke allerdings zunehmend. Erst am Wochenende seien bei einer Attacke der US-Streitkräfte viele Frauen und Kinder umgekommen.
Der ehemalige General der Bundeswehr und Ex-Kommandeur der internationalen Kosovotruppe, Klaus Reinhardt, hat sich daher nach dem Selbstmordanschlag in Kabul im Deutschlandradio gegen die Entsendung weiterer deutscher Soldaten in die Krisenregion ausgesprochen. Statt mehr Soldaten zu schicken, müsse der Westen Afghanistan noch stärker bei der Ausbildung nationaler Sicherheitskräfte helfen, um so internationale Truppen reduzieren zu können. Diese würden heute als Besatzungsmacht wahrgenommen.
Sicherheitslage in Afghanistan verschlechtert sich
Immer neue Zwischenfälle
Bei einem Selbstmordanschlag auf die indische Botschaft in Kabul sind am Montag über 40 Menschen getötet worden. Es soll rund 140 Verletzte geben. Mitten im Berufsverkehr brachte ein Attentäter das mit Sprengstoff beladene Auto vor der indischen Botschaft zur Explosion. "Ich habe noch nie eine so heftige Explosion erlebt", berichtet Marion Müller von der Heinrich Böll Stiftung in Kabul im domradio-Interview.
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