Neue Führung veröffentlicht ersten Geschäftsbericht

Unicef wirbt um Glaubwürdigkeit

Mit Unicef geht es wieder aufwärts. Nach dem Spendenskandal hat das Hilfswerk vor zwei Monaten eine neue Führung gewählt. Die legte heute ihren ersten Geschäftsbericht vor. Trotz der Krise und dem aberkannten Spendensiegel erzielte das Kinderhilfswerk das drittbeste Ergebnis seiner Geschichte. Fast 95 Millionen konnten verbucht werden, gut vier Prozent weniger als im Vorjahr.

 (DR)

Trotz der Führungskrise am Ende des Jahres sei das Deutsche Komitee damit 2007 das erfolgreichste der insgesamt 36 Nationalkomitees in den Industrieländern gewesen, sagte der neue Vorsitzende Jürgen Heraeus am Dienstag in Köln.

Nach der Aufdeckung der Spendenaffäre im Spätherbst verlor das Kinderhilfswerk allerdings zwischen Dezember 2007 und April 2008 über 38 000 Fördermitglieder. Der Ausfall an Spenden dürfte nach Schätzungen des Vorstandes zwischen 10 und 20 Millionen Euro liegen. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Schatzmeisterin Anne Lütkes deshalb mit einem Einnahmerückgang von 20 Prozent gegenüber 2007.

Heraeus betonte, das Kinderhilfswerk befinde sich wieder auf einem guten Weg. Die Welle der Kündigungen unter den Fördermitgliedern sei gestoppt worden. Heraeus räumte ein, dass mehrere der leistungsstarken Firmenförderer ihre Unterstützung für Unicef derzeit ruhen ließen. Mit ihnen würden jetzt Gespräche geführt.

Kaum Ausfälle habe es bei den ehrenamtlichen Helfern vor Ort gegeben, sagte deren Sprecherin, Carmen Creutz. Bundesweit engagieren sich rund 8.000 Menschen ehrenamtlich in 130 Unicef-Gruppen. Allerdings müssten sie sich bei Aktionen häufiger als früher kritische Fragen gefallen lassen. Auch sei es schwerer geworden, Schulen für Kooperationen zu gewinnen, weil viele Eltern Bedenken hätten.

Mehr Transparenz
Der neue Vorstand habe mehr Transparenz versprochen und löse dieses Versprechen jetzt ein. «Die Nothilfe für die Opfer des Wirbelsturms in Birma hat gezeigt, wie wichtig den Menschen in Deutschland der Einsatz von Unicef für die Kinder ist» fügte Heraeus hinzu, der im April gewählt worden war. Innerhalb weniger Wochen seien mehr als zwei Millionen Euro für die Nothilfe in dem asiatischen Land zusammen gekommen.

Im gesamten Jahr 2007 lagen die Einnahmen um 3,97 Millionen Euro unter dem Rekordergebnis des Vorjahres, das nur im Tsunami-Ausnahmejahr 2005 übertroffen wurde. 69,6 Millionen Euro waren Spenden. 21,2 Millionen Euro kamen aus dem Verkauf von Grußkarten. Insgesamt erwarben die Deutschen rund 16 Millionen Grußkarten, so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt, sagte Heraeus. 63 Prozent davon wurden von ehrenamtlichen Arbeitsgruppen verkauft. Von den Einnahmen wurden den Angaben zufolge 76,3 Millionen Euro an die internationalen Unicef-Programme weitergeleitet. Dies waren 80,6 Prozent der Mittel. Gefördert wurden Hilfsprojekte in mehr als 50 Ländern.

Gesamtkosten gestiegen
Die Gesamtkosten von Unicef Deutschland lagen laut Statistik 2007 bei 19,4 Prozent und sind im Vergleich zum Vorjahr 2006 geringfügig gestiegen. Darunter fallen Verwaltungskosten, Kosten für Personal und Spendenwerbung, aber auch Bildungs- und Informationsarbeit.

Im Herbst will Unicef Deutschland eine weitere Aufschlüsselung der Gesamtkosten auf die einzelnen Tätigkeitsbereiche wie satzungsgemäße Informationsarbeit, Spendenwerbung, Grußkartenvertrieb und die Verwaltungskosten vorlegen.

Nach monatelangen internen Querelen war dem Kinderhilfswerk im Februar das Spendensiegel entzogen worden, unter anderem, weil es den Einsatz von provisionsabhängigen Spendenwerbern verschwiegen hatte. Schon zuvor hatten die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis und Geschäftsführer Dietrich Garlichs wegen der Affäre ihre Ämter zur Verfügung gestellt.