Warum die USA an ihrem "atomaren Restposten" auf dem Eifeler Fliegerhorst Büchel festhalten

"Eigentlich bedeutungslos"

Wieder einmal sorgt der kleine Ort Büchel in der Eifel mit seinen rund 1000 Einwohnern für bundespolitische Schlagzeilen. Der Grund: Auf dem dortigen Fliegerhorst, dem letzten US-Atomwaffenstandort in Deutschland, lagern nach ddp-Informationen nach wie vor 30 Nuklearwaffen der Amerikaner. Deutsche und amerikanische Offiziere unterstrichen am Montag übereinstimmend in Berlin und Washington, dieser "atomare Restposten" auf deutschem Gebiet sei angesichts der grundlegenden Veränderungen der Bedrohungsszenarien für Deutschland und ganz Europa "eigentlich bedeutungslos geworden".

Autor/in:
Friedrich Kuhn
 (DR)

Somit stellt sich die Frage, warum die Amerikaner an den in Büchel gelagerten atomaren Waffen festhalten? Aus Militärkreisen in Washington gab es eine klare Antwort: Es handle sich um "Waffen mit nur noch politischer Bedeutung". Die US-Regierung hat nach dem Ende des Kalten Krieges keine umfassend neue Nuklearstrategie entwickelt. Bei einer Anhörung im US-Kongress hatte der Militärexperte Joseph Cirincione darauf hingewiesen, dass es nicht leicht fallen werde, die "nuklearen Angewohnheiten Amerikas zu durchbrechen". Amerikanische Offiziere betonten, die US-Armee wolle eben "weiter überall in der Welt mit Atomwaffen vertreten sein"

Die Bundesrepublik hatte von Anfang an auf jede atomare Bewaffnung verzichtet. Sie beteiligte sich jedoch stets im Rahmen der NATO an der "Nuklearen Teilhabe". Diese sieht eine aktive Beteiligung der Bundeswehr an einem von der NATO geführten Atomkrieg vor. Die Nuklearbomben standen und stehen in Büchel ausschließlich unter amerikanischer Bewachung. So ist auf dem deutschen Fliegerhorst eine US-Spezialeinheit stationiert, die in einem Ernstfall die atomaren Fliegerbomben unter deutsche Kampfmaschinen vom Typ "Tornado" angebracht hätte. Der letzte Einsatzbefehl hätte aber vom US-Präsidenten kommen müssen.

Vor geraumer Zeit waren die geheimen Bewachungsvorschriften der US-Armee in Büchel noch so scharf, dass beim Überschreiten eines roten Streifens sofort auf Unberechtigte geschossen werden sollte. Selbst dem deutschen Kommandeur des Jagdbombergeschwaders 33 in Büchel ist ein Betreten der amerikanischen Sicherheitsbunker, in denen die US-Bomben lagern, nicht gestattet.

Die US-Organisation Federation of American Scientists (FAS) hatte von einer internen Studie der US-Luftwaffe über mangelnde Sicherheitsstandards für die amerikanischen Atomwaffenlager in Büchel und in anderen europäischen NATO-Staaten berichtet. Dieses Urteil wurde von Offizieren in Büchel nachdrücklich zurückgewiesen. Dass Wehrpflichtige der Bundeswehr die US-Atomwaffen bewachen müssten, sei "totaler Quatsch", hieß es. Die FAS hatte am Wochenende die neue Diskussion über die atomaren Waffen der Amerikaner entfacht.

Die SPD und die Oppositionsparteien wollen die amerikanischen Nuklearsprengköpfe möglichst bald loswerden. Bereits 2005 hatten die Amerikaner 130 US-Atomwaffen vom Stützpunkt Ramstein in Deutschland zurück in die USA geflogen. Im März 1955 hatten die USA die ersten atomaren Fliegerbomben nach Deutschland gebracht. Wo sie überall gelagert wurden, war immer höchstes militärisches Geheimnis. In sechs anderen europäischen NATO-Staaten lagern die Amerikaner nach Schätzungen nach wie vor an die 350 Atombomben kleinerer Art. Ein strategischer Nutzen wie zu "Kalten Kriegs-Zeiten" gegen den damaligen Warschauer Pakt wird ihnen nicht mehr eingeräumt.

Die US-Regierung ist nach Angaben von Militärs in Washington jetzt bemüht, Atomwaffen hauptsächlich in Südeuropa und in der Türkei zu stationieren. Die Zielrichtung geht in die Krisenherde im Nahen und Mittleren Osten, vor allem gegen die Mullahs im Iran, denen der Bau von Atomwaffen nachgesagt wird. "In Europa halten wir die atomaren Waffen in Zukunft für überflüssig", erläuterte ein US-Luftwaffenoffizier. Ihr Abzug sei jetzt eine Frage der Zeit.