Erzbischof Zollitsch fordert Beteiligung der Arbeitnehmer am Gewinn

Die Inflation frisst die Löhne

Erzbischof Robert Zollitsch hat eine gerechte Beteiligung der Arbeitnehmer an Unternehmensgewinnen angemahnt. Arbeit müsse sich spürbar mehr lohnen als Nicht-Arbeit, hob der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hervor. Hohe Unternehmensgewinne dürften nicht in die Tasche von wenigen fließen, sondern müssten allen, die am Zustandekommen des Gewinns beteiligt seien, zukommen, betonte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Samstag bei einem "Tag der Betriebsräte" in Freiburg.

 (DR)

Wer voll erwerbstätig sei, solle auch von seinem Verdienst leben können. Wo das Einkommen nicht die Existenz sichere, scheine ihm die Zahlung eines Kombientgelts sinnvoll zu sein, bei dem der Staat die Differenz ausgleiche, sagte Zollitsch.

Reallöhne sind gesunken
Der Appell des Erzbischofs erscheint besonders wichtig angesichts der jüngsten Meldungen, dass die Lohn- und Gehaltszuwächse, trotz der zuletzt deutlichen Lohnerhöhungen, die Inflationsrate nicht ganz ausgleichen können. Was wir mit unserer Arbeit verdienen ist also auch „im Aufschwung" immer weniger wert.

Die Bruttomonatsverdienste von Vollzeitbeschäftigten seien durchschnittlich um 2,8 Prozent auf 3064 Euro gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag anhand von vorläufigen Ergebnissen mit. Die Preise, das heißt der Verbraucherpreisindex, erhöhte sich in diesem Zeitraum aber um 2,9 Prozent. Die Reallöhne sind also um 0,1 Prozent gesunken.

Soziale Marktwirtschaft hat Zukunft
Trotz der zurzeit schwierigen Rahmenbedingungen hat Erzbischof Robert Zollitsch einiges Zutrauen in die Kräfte der Wirtschaft. In Freiburg hielt Zollitsch ein Plädoyer für eine Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft. Wichtige Grundprinzipien, wie Eigeninitiative, Selbstverantwortung, Solidarität und Gemeinsinn gerieten immer mehr ins Hintertreffen. Er sei aber zuversichtlich, so Zollitsch, dass Ethik «marktfähig» sei. Die Werte der Marktwirtschaft müssten wieder neu belebt werden. Eine ethisch ausgewogene Unternehmens- und Mitarbeiterführung und ein sozialverträglicher Wettbewerb rechneten sich auch betriebswirtschaftlich.