Evangelischer Entwicklungsdienst und Diakonie fusionieren

Aufbruch zu einem neuen Werk

Fünf Jahre für einen großen Schritt: Bis 2013 wollen der Evangelische Entwicklungsdienst und das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengehen. In Berlin soll ein neues gemeinsames Werk entstehen, "mit einer neuen Kultur und einem neuen Geist", betonte EED-Vorstandsvorsitzender Konrad von Bonin am Donnerstag in Bonn. Am Tag zuvor hatte der EED-Aufsichtsrat einen Grundsatzbeschluss gefasst - begleitet von Protesten.

Autor/in:
Elvira Treffinger
 (DR)

Der Vorstand des Evangelischen Entwicklungsdienstes verspricht sich von dem Zusammmenschluss mehr Profil, mehr Sicherheit, mehr Effizienz. "Er sichert die Zukunft der evangelischen Entwicklungsarbeit, er stärkt die kirchliche Sozialarbeit", sagte Bonin. Wenn die beiden größten überregionalen Werke der evangelischen Kirche in Deutschland zusammengehen, zeige dies auch die Reformfähigkeit von Kirche und Diakonie. Ziel ist, neue Antworten auf soziale Probleme in der globalisierten Welt zu finden.

Für die Entwicklungsarbeit ist entscheidend, dass der EED mit den bei der Diakonie in Stuttgart angesiedelten Organisationen "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe vereint wird. Damit verbunden ist allerdings der für manche Mitarbeiter bittere Umzug von Stuttgart oder Bonn nach Berlin. "Diese Fusion ist nur in Berlin möglich", betonte Bonin. Denn die sozialpolitische Lobbyarbeit der Diakonie sei nur in der Bundeshauptstadt vorstellbar.

"Evangelisches Zentrum für Entwicklung und Diakonie"
In der evangelischen Entwicklungsarbeit soll nun möglich werden, was bei der Gründung des EED 1999 aus mehreren kirchlichen Einheiten nicht klappte. Damals habe sich die Diakonie nicht in der Lage gesehen, "Brot für die Welt" aus ihrem Werk zu entlassen, um sich dem EED anzuschließen, sagte Bonin. Seither habe es Konkurrenzen, Konflikte und Auseinandersetzungen zwischen beiden Organisationen gegeben, die drei Reformkommissionen nicht zu lösen vermocht hätten.

Das geplante "Evangelische Zentrum für Entwicklung und Diakonie" in Berlin soll zwei Säulen haben: Die Entwicklungsarbeit firmiert unter dem Namen "Brot für die Welt. Der Evangelische Entwicklungsdienst". Die Sozialarbeit wird in der "Diakonie Deutschland. Der Bundesverband" zusammengefasst. Beide Säulen werden eigene je dreiköpfige Vorstände haben und sich selbstständig an Kirche, Öffentlichkeit und Staat wenden.

Warum nicht mehrere Standorte?
Der EED plant den Aufbruch in guten Zeiten: Die Zuwendungen aus Kirchensteuern und staatlicher Entwicklungshilfe stiegen 2007 auf 151 Millionen Euro. Und bei "Brot für die Welt" wuchsen die Spendeneinnahmen weiter, die 2006 rund 51 Millionen Euro ausmachten. Mit künftig drei Finanzquellen glaubt man sich besser für die Zukunft gewappnet. Bisher bemüht sich der EED nicht um Spenden, "Brot für die Welt" nicht um staatliche Mittel.

Formal entscheiden die Trägerkirchen des EED auf der Mitgliederversammlung im Oktober über die Fusion. Aber die Weichen in Richtung Berlin sind gestellt. Viele der 210 Mitarbeiter des EED in Bonn sind indes noch längst nicht von dem Zusammenschluss in der Hauptstadt überzeugt. Sie verweisen auf die Kosten und sozialen Folgen eines Umzugs, berufstätige Mütter müssten wohl zurückbleiben, heißt es.

Warum soll ein gemeinsames Werk nicht an mehreren Standorten möglich sein? Das fragen Beschäftigte, deren Arbeit sich auf Afrika oder andere ferne Kontinente bezieht, und die in weltweiten Netzwerken agieren. In offenen Briefen fordern sie die Rücknahme der Umzugspläne und mahnen die soziale Verantwortung eines kirchlichen Arbeitgebers an. Und empfangen den Aufsichtsrat schwarz gekleidet mit Trillerpfeifen und Transparenten.