Kanzlerin Merkel empfängt Bush auf Schloss Meseberg

Abschiedstour ohne Wehmut

George W. Bush verabschiedet sich unspektakulär von Deutschland. Wenn der US-Präsident während seiner Europa-Reise heute für zwei Tage zum Abschiedsbesuch in die Bundesrepublik kommt, gibt es keine großen Auftritte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Bush ins Gästehaus der Bundesregierung nach Meseberg - 60 Kilometer nördlich von Berlin - geladen. Der Hauptstadt bleiben Straßensperren und wohl auch große Demonstrationen erspart.

 (DR)

Meseberg ist mit rund 150 Einwohnern der kleinste Ort, den er in Deutschland kennenlernt. Der US-Präsident besuchte in seiner Amtszeit in Deutschland Berlin, Mainz, Wiesbaden, Heiligendamm, Stralsund und Trinwillershagen. Nun wird Bush gemeinsam mit Merkel durch den Garten des Schlosses Meseberg spazieren und auf den malerischen Huwenowsee blicken. Zwar sind auch Gespräche über die Weltpolitik und eine Pressekonferenz vorgesehen. Doch vor allem dürfte die Einladung ins «Zauberschloss» (Theodor Fontane) eine Geste von Merkel gegenüber Bush sein. Beide Politiker haben sich persönlich gut verstanden.

Merkels Ziel war es nach ihrem Amtsantritt 2005 in erster Linie, das unter ihrem Amtsvorgänger Gerhard Schröder (SPD) angeschlagene Verhältnis zu den USA wieder zu kitten. Bei ihrem Antrittsbesuch im Weißen Haus im Januar 2006 sprach Merkel von einem "neuen Kapitel" in den bilateralen Beziehungen, Bush lobte seinen Gast in hohen Tönen und hob den gemeinsamen Freiheitsgeist hervor.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben sich Merkel und Bush rund ein Dutzend Mal getroffen. Oft waren die Ehegatten Laura Bush und Joachim Sauer dabei, was dem Verhältnis eine persönliche Note gab. Bush outete sich als "Fan" von Merkel, lobte sie als "klare Denkerin" und nannte sie gern "Änschela". Die Kanzlerin hielt sich mit derartigen Elogen zurück, revanchierte sich aber mit einer sehr persönlichen Einladung in ihren Wahlkreis. Merkel zeigte im Juli 2006 Bush Stralsund und ließ in Trinwillershagen Wildschwein vom Spieß servieren. "Wir mögen solche Partys", sagte Bush begeistert. Er revanchierte sich mit einer Einladung auf seine Ranch in Crawford, der Merkel im vergangenen November folgte.

Eine zu große politische Nähe zu Bush kann Merkel hingegen nicht nachgesagt werden. Offenheit und Vertrauen lautete die Devise der Kanzlerin. Sie sparte nicht mit Kritik am Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba, sie wandte sich mit Blick auf Iran stets gegen die militärische Option und drängte die USA in der Klimapolitik. Merkel weiß, dass Bush in Deutschland von vielen kritisch gesehen wird. Eine Lehre dürfte der Kanzlerin gewesen sein, dass sie 2003 als Oppositionsführerin die US-Haltung im Irak-Konflikt unterstützte, wofür ihr zu Hause verbreitet Ablehnung entgegenschlug.

Die Bilanz der deutschen Politik für Bush fällt weitgehend negativ aus. Bush habe die Welt unsicherer gemacht sowie die UNO und das Ansehen der USA in der Welt geschwächt, heißt es aus allen Parteien. Der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten Voigt (SPD), erhofft sich unter dem neuen Präsidenten ein stärkeres Zugehen auf die Partner und die UNO. Kein US-Präsident werde jedoch die einseitige Anwendung militärischer Gewalt ausschließen, wenn es um die Durchsetzung zentraler amerikanischer Sicherheitsinteressen gehe.