Feierliche Prozession mit Choral des Westfälischen Friedens

Zeichen der Ökumene

Mit einer feierlichen Prozession zum Osnabrücker Rathaus hat der Katholikentag am Freitagabend ein Zeichen der Ökumene gesetzt. Rund 5.000 Christen stimmten dort nach dem zentralen ökumenischen Gottesdienst im Dom bei freundlichem Wetter den evangelischen Choral "Nun lob, mein Seel, den Herren" an. Dieses Lied sangen die dankbaren Osnabrücker am 25. Oktober 1648, als nach einem jahrzehntelangen Religionskrieg von der Treppe des Osnabrücker Rathauses der "Westfälische Frieden" verkündet wurde.

 (DR)

«360 Jahre später tun wir das in einem konfessionellen Miteinander gemeinsam», sagte der Osnabrücker katholische Bischof Franz-Josef Bode von der Rathaustreppe: «Wenn das kein Zeichen ist und ein tragfähiger Grund, uns gemeinsam in die Weite zu führen.» In dem Gottesdienst im Dom warb die lutherische Bischöfin Margot Käßmann aus Hannover für Vielfalt in der weltweiten Christenheit. Diese sei ein Grund zur Freude und mache das Christentum erst richtig interessant, sagte sie in ihrer Predigt.

Käßmann gestaltete die Feier gemeinsam mit dem Hamburger katholischen Erzbischof Werner Thissen und anderen Würdenträgern. Alle Konfessionen seien durch die Taufe verbunden, betonte sie. Gleichwohl müsse auch über Differenzen geredet werden. Besonders schmerzlich sei, dass Katholiken und Protestanten nicht gemeinsam das Abendmahl feiern könnten. Die Teilnehmer des Gottesdienstes feierten gemeinsam ein Taufgedächtnis, indem sie sich Schalen mit gesegnetem Wasser reichten und sich gegenseitig ein Kreuz in die Hand malten.

Der evangelische Landesbischof und Ökumene-Experte Friedrich Weber aus Braunschweig bezeichnete die Zusammenarbeit von Katholiken und Protestanten als «enorm kostbares Gut». Niemand könne sich damit abfinden, dass die Kirchen beziehungslos nur nebeneinander lebten, sagte Weber auf einem Podium. Doch das Tempo des Partners im ökumenischen Dialog müsse akzeptiert werden.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller warnte vor einem «romantischen Einheitsgefühl». Angesichts der Unterschiede im Verständnis der Sakramente und des Amts sei ein Relativismus, wie er in Teilen der Öffentlichkeit vorherrsche, ein «rutschiger Boden» für die Ökumene. Müller plädierte dafür, nach einem tragfähigen ökumenischen Grund zu suchen.

Die Reformkatholiken riefen unterdessen zu gemeinsamen Abendmahlsfeiern von Katholiken und evangelischen Christen auf.
«Ökumene ohne gemeinsames Mahl ist heuchlerisch», sagte Eva-Maria Kiklas auf einem Podium zur Eucharistie (Abendmahl). Katholiken sollten dabei auch kirchenrechtliche Sanktionen in Kauf nehmen. Der Bonner katholische Kirchenrechtler Norbert Lüdecke dagegen lehnte eine gemeinsame Eucharistie ab. Es sei heuchlerisch, wenn Christen beim Abendmahl durch eigenmächtige Schritte eine nicht geschaffene Einheit vorspielen würden.