Johannesburger Polizei machtlos gegen Hetzjagd auf Ausländer

Arm gegen ärmer

Die Welle der Gewalt und Fremdenfeindlichkeit in Johannesburg hält an. Banden von schwarzen Südafrikanern verfolgten in den Townships und im Stadtzentrum von Johannesburg schwarze Ausländer. In der letzten Woche gab es 22 Todesopfer und viele Verletzte. Im domradio Interview beschreibt Stefan Hippler von der deutschsprachigen Gemeinde in Kapstadt die hohen Preise für Grundnahrungsmittel als aktuellen Auslöser für die Gewalt. Der Konflikt würde in ganz Afrika schon lange schwelen.

 (DR)

Es gehe den Menschen wirklich schlecht. Es gäbe keine Perspektive. So käme schnell der Gedanke, "der nimmt mir was weg". Die Konflikte zwischen schwarz und schwarz hätte es auch in der Apartheit gegeben. Sie seien nie gelöst worden, weder sozial noch politisch.

Pfarrer Hippler ist beeindruckt von der klaren Position, die die Kirche in diesem Konflikt bezieht. Christen dürften sich an Fremdenfeindlichkeit nicht beteiligen, hieße es bei der Südafrikanischen Bischofskonferenz. Es sei aber auch für die Kirche schwierig, die Menschen aus den verschiedenen Kulturen zusammenzuführen.

Fluchtburg Kirche
In Johannesburg flüchten verängstigte Ausländer aus den Armenvierteln weiter in Polizeiwachen, Kirchen und Gemeindesäle. Dort drängen sich mittlerweile rund 13 000 Menschen, die vom Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen notdürftig versorgt werden.  

Bis zu fünf Millionen Menschen aus anderen afrikanischen Ländern leben in Südafrika, die meisten davon sind Flüchtlinge aus Simbabwe. Seit Simbabwes Diktator Robert Mugabe sein Land in den Ruin getrieben hat, sind Millionen Menschen aus Simbabwe über die grüne Grenze nach Südafrika gekommen. Hier konkurrieren sie mit den Armen um das Überleben im Slum.

Die Immigranten werden vielfach als Sündenböcke für soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und die hohe Kriminalität angesehen.

Hilfe für die Polizei?
Präsident Thabo Mbeki verurteilte die Angriffe und nannte sie beschämend. Die Vize-Chefin der südafrikanischen Menschenrechtskommission, Zonke Majodina, kritisierte, "die Antwort der Regierung" auf die Gewalt sei bislang "ungenügend". Die Polizei müsse dringend verstärkt und ein Übergreifen der Gewalt auf andere Landesteile verhindert werden.

Südafrikas Regierung erwägt nach den ausländerfeindlichen Übergriffen in Schwarzensiedlungen einen Einsatz der Armee. Allerdings solle diese lediglich die Polizei bei der Absicherung der Armenviertel unterstützen, sagte der Generalsekretär der Regierungspartei ANC, Gewde Mantashe, am Dienstag laut dem südafrikanischen Rundfunk. Ein Armeeeinsatz war von Menschenrechtlern und der Opposition gefordert worden.

Hippler sieht dies allerdings skeptisch: "Wir haben kaum eine politische Führung. Es gibt keine Aufklärung und die Menschen werden alleine gelassen."
"Für die Kirche sei es schwierig zu helfen, da jede Kultur ihren eigenen Gottesdienst haben und ihre eigenen Traditionen leben möchten, sodass es somit schwierig werde allen Menschen gleich helfen zu können", so der Seelsorger weiter.

Vor einer Woche hatten die Ausschreitungen im Alexandra-Township bei Johannesburg begonnen. Bisher sind noch keine anderen Städte betroffen. Auch aus Kapstadt gibt es aber Berichte von zunehmendem Fremdenhass gegen Ausländer aus anderen afrikanischen Staaten.