Kirchen rufen zu Gebeten nach Familientragödie im Sauerland auf

"Nicht die Zeit lautstarker Erklärungen"

Nach dem Fund von drei Babyleichen im sauerländischen Wenden haben die evangelische und katholische Kirche zu Fürbitten und Gebete für die betroffene Familie aufgerufen. "Wir glauben, dass dies nicht die Zeit der lautstarken Erklärungen ist, sondern der leisen und anteilnehmenden Worte", heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der beiden Gemeinden in Wenden bei Olpe. Sie riefen zur gemeinsamen Trauer um die toten Kinder auf und warnten zugleich davor, die beschuldigte Mutter aus der Gemeinschaft auszuschließen.

 (DR)

Die Fassungslosigkeit über die Tat betreffe nicht nur eine große Öffentlichkeit, sondern in besonderer Weise die Bürger des Ortes, die Nachbarn, Freunde und Christen in der Gemeinde, hieß es weiter. Es falle schwer zu verstehen, dass eine Schwangerschaft nicht nur eine tiefe Freude, sondern auch eine große Not auslösen kann. Es sei nur zu ahnen, in welche Abgründe die beschuldigte Mutter geraten sei, aus denen sie ohne Hilfe nicht mehr herausfand. Der katholische Pfarrer Heiner Diehl und der evangelische Pfarrer Martin Eckey riefen dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass sich «die so schwer heimgesuchte Familie in der Dorfgemeinschaft und bei uns allen auch weiterhin angenommen und getragen weiß».

Die drei toten Babys waren am Wochenende von dem 18-jährigen Sohn der Familie in einer Kühltruhe entdeckt worden. Die 44-jährige Mutter stellte sich danach der Polizei und sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. Die Frau und ihre Familie werden psychologisch betreut. Die Obduktion der ersten Babyleiche ergab nach Angaben der Dortmunder Gerichtsmedizin vom Mittwoch, dass das Mädchen lebend zur Welt gekommen war und keine Spuren äußerer Gewalteinwirkung zeigt.