Infoblatt zur Bedeutung der Religion vorgelegt

Der Berliner Glaube

Erstmals informiert der Bundestag mit einer kleinen Broschüre über die Bedeutung der Religion für Abgeordnete und Parlament. Die Kirchen- und Religionsbeauftragten der fünf Bundestagsfraktionen stellten das Infoblatt unter dem Titel "Der Glaube der Abgeordneten" am Freitag in Berlin der Öffentlichkeit vor.

 (DR)

Nach den Worten von Kerstin Griese (SPD) spielt die Glaubensüberzeugung besonders bei ethischen Fragestellungen wie der Patientenverfügung oder dem Embryonenschutz eine wesentliche Rolle. Gerade jüngere Bundestagsabgeordnete würden sich wieder verstärkt offen zu ihrem Glauben bekennen.

Ingrid Fischbach (CDU) sprach von einer Mittlerfunktion der Beauftragten. Damit brächten sie in den parlamentarischen Alltag das ein, was die Menschen in ihrem Glauben bewege. Bodo Ramelow von der Links-Partei sieht in dem Engagement als Religions-Beauftragter eine Signalfunktion in die eigene Partei hinein, auch mit Blick auf die "Kirchenfeindlichkeit in der DDR". Auch die Links-Partei habe angefangen, über Gott zu reden.

Josef Winkler sprach für die Grünen von einem guten Miteinander und engen Verhältnis zu den Kirchen; nur in Einzelfällen gebe es eine "etwas aufgeregte Konfliktbearbeitung". Hans-Michael Goldmann (FDP) verwies auf die Trennung zwischen Kirche und Staat, betonte aber zugleich, dass die Abgeordneten bei politischen Entscheidungen in den persönlichen Glaubensweg eingebunden seien. Er äußerte den Wunsch, "dass die Kirchen noch etwas mehr den Arbeitskontakt zu uns suchen".

Wertebasis, "die christlich-jüdisch geprägt ist"
Das zwölfseitige Heft legt im ersten Teil das Verhältnis des Parlaments zu den Glaubens- und Religionsgemeinschaften dar. Staat und Gesellschaft seien auf einer Wertebasis aufgebaut, "die christlich-jüdisch geprägt ist", heißt es dort. Im weiteren geht es um die Bedeutung des Dialogs mit den rund drei Millionen Muslimen in Deutschland. Ferner kommen die unterschiedlichen Formen, in denen Religion für das Parlamentsleben eine Rolle spielt, zur Sprache. In einem zweiten Teil erläutern die Kirchen- und Religionsbeauftragten die Bedeutung des persönlichen Glaubens für ihre politische Arbeit.

Alle Beauftragten hoben das gute Verhältnis zu den Vertretern der beiden großen Kirchen bei Bundesregierung und Bundestag, Prälat Karl Jüsten (katholisch) und Prälat Stephan Reimers (evangelisch) hervor.

Im Abgeordneten-Handbuch "Kürschner" geben 208 Abgeordnete an, evangelisch zu sein, 183 katholisch, 4 muslimisch; 26 sind demnach konfessionslos und einer Atheist. 190 Volkervertreter machen dort keinen Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit.