Papst Benedikt in der New Yorker Synagoge - Text der Ansprache an die Gemeindemitglieder

Liebe Freunde, Schalom!

Papst Benedikt XVI. hat am Freitag die Park-East-Synagoge in New York besucht. Rabbiner Arthur Schneier, ein gebürtiger Österreicher, hieß das katholische Oberhaupt am Nachmittag (Ortszeit) zu der knapp halbstündigen Begegnung willkommen und sprach von einem "historischen Ereignis". Die Anwesenheit des Papstes bedeute eine Bekräftigung des Dialogs und gebe "Hoffnung und Mut für den Weg, den wir noch gemeinsam zu gehen haben", so der Rabbiner.domradio.de dokumentiert die Ansprache des Papstes in eigener Übersetzung. Ab 23.55 Uhr übertragen wir das okumenische Treffen live.

 (DR)

Benedikt XVI. appellierte in seiner Erwiderung dazu, weiter «Brücken der Freundschaft» zu bauen. Zugleich wiederholte er seine Glückwünsche zum bevorstehenden Passah-Fest. Bereits am Vortag hatte er in einer Botschaft seine Nähe zum jüdischen Volk bekundet und den Willen zum interreligiösen Dialog bekräftigt.

Es ist der zweite Besuch von Benedikt XVI. in einem jüdischen Gotteshaus und der dritte eines Papstes überhaupt. Johannes Paul II.
war 1986 bei der jüdischen Gemeinde Roms zu Gast, sein Nachfolger Benedikt XVI. während des Weltjugendtags 2005 in der Synagoge von Köln. Die Geste des Synagogenbesuchs war kurzfristig in das USA-Programm des Papstes eingefügt worden, nachdem ein neu formuliertes Gebet für die Juden in katholischen Karfreitagsgottesdiensten nach dem tridentinischen Ritus für Verstimmungen gesorgt hatte.

«Ich werde diesen Moment nie vergessen»
Schneier schenkte Benedikt XVI. einen Seder-Teller, ein traditionelles Geschirr für die jüdische Passah-Feier. Der Papst dankte sichtlich bewegt. «Ich werde diesen Moment nie vergessen», sagte er auf Deutsch. Schneier, 1930 in Wien geboren, hatte die NS-Verfolgungen in Budapest überlebt; 1947 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus. Für seinen Einsatz für religiöse Toleranz und Dialog erhielt er zahlreiche Ehrungen. Zehn Universitäten zeichneten ihn mit Ehrendoktorwürden aus. Seit 1962 leitet Schneier die Park-East-Synagoge.

Das Gotteshaus wurde 1889 nach Plänen von zwei deutschstämmigen Architekten errichtet. Mit ihrer byzantinischen Formensprache zählt sie zu den markanten historischen Bauten in Manhattans Upper East Side. Heute bildet die Gemeinde ein Zentrum des jüdischen religiösen und kulturellen Lebens in New York City.

Die Ansprache im Wortlaut
Liebe Freunde, Schalom!
Mit großer Freude bin ich wenige Stunden vor der Feier des Pesah-Festes hierhergekommen, um meinen Respekt und Wertschätzung für die jüdische Gemeinde New Yorks auszudrücken. Liebe Freunde, Schalom! Es ist mit der Heiterkeit, dass ich hier gerade ein paar Stunden vor dem Feiern Ihres Pesah komme, meine Rücksicht und Wertschätzung für die jüdische Gemeinschaft in New York City auszudrücken. Die Nähe dieser Synagoge zu meiner Unterkunft gibt mir die Gelegenheit, einige von Ihnen heute zu grüßen. Ich finde es sehr bewegend sich daran zu erinnern, dass Jesus, als ein kleiner Junge, die Wörter der Bibel hörte und in einem Platz wie diesem betete. Ich bedanke mich bei Rabbi Schneier für seine Worte des Willkommens, und ich schätze besonders Ihr freundliches Geschenk, die Frühlingsblumen und das schöne Lied, das die Kinder für mich sangen. Ich weiß, dass die jüdische Gemeinschaft einen wertvollen Beitrag zum Leben der Stadt leistet, und ich ermuntere alle von Ihnen fortzusetzen, Brücken der Freundschaft mit den vielen verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen in Ihrer Nachbarschaft zu bauen. Ich versichere Ihnen meine besondere Nähe in dieser Stunde, in der Sie sich vorbereiten, die großen Akte des Allmächtigen zu feiern und das Lob von Ihm zu singen, der solche Wunder für seine Leute vollbracht hat. Ich möchte diejenigen von Ihnen, die hier  anwesend sind, meine Grüße und guten Wünsche an alle Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft weiterzugeben. Gesegnet sei der Name des Herrn!