Am Donnerstagabend stellte die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde mit ihrem Vorsitzenden Manfred Groten die umfangreiche, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Neuedition der Chronik vor. Zugleich wurde eine Ausstellung zu Gottfried Hagen im Historischen Archiv der Stadt Köln eröffnet.
Die Reimchronik markiert den Beginn der städtischen Geschichtsschreibung in deutscher Sprache. Gottfried Hagen, Kleriker und später Stadtschreiber, zelebriert in dem "boich von der stede Colne" den Freiheitswillen der Stadt Köln - eine freie Stadt für freie Bürger, die sich fest unter den Schutz Gottes stellt. Er schildert die turbulenten Ereignisse zwischen 1250 und 1271, die er größtenteils als Augenzeuge miterlebt hat, wie Manfred Groten, Professor für Rheinische Landesgeschichte an der Uni Bonn, in seiner Einführung über Leben und Werk Hagens erläuterte. In diesen Jahrzehnten seien die Kölner Bürger völlig uneins gewesen - mit dem Ergebnis, dass sich die Auseinandersetzung zwischen Stadt und Erzbischof im Kampf der Familien der Overstolzen und Weisen niederschlug.
Der spätere Kölner Stadtschreiber sah sich in der Verantwortung für die Nachwelt. Die Reimchronik sollte nach dem Willen Gottfried Hagens zukünftige Machthaber in der Stadt daran erinnern, dass Köln von jeher eine freie Stadt gewesen und diese Freiheit ihr höchstes Gut sei. Aber diese Freiheit zu verteidigen könne nur gelingen, wenn die Bürger untereinander eins seien. Um die Einheit zu stärken und die mahnenden Worte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist die Chronik immer wieder gelesen worden und fand später Eingang in zwei weitere, bedeutende Kölner Geschichtswerke.
Gepflegtes Hochkölsch mit niederrheinischem Einschlag
Einzigartig wird die Reimchronik dadurch, dass erstmals Bürger in ihrer eigenen Sprache zu Wort kommen. Gottfried Hagen gab ihnen eine Stimme - gepflegtes Hochkölsch mit gelegentlichem niederrheinischem Einschlag - und eine Plattform, auf der sie ihre Wertvorstellungen präsentieren konnten. Den Kölnern war übrigens gleich bewusst, dass Gottfried Hagen ein besonderes Werk für sie geschaffen hatte. Zur Belohnung verschafften sie ihm eine Festanstellung als Stadtschreiber und legten später die Stelle eines Pfarrers von Klein Sankt Martin drauf. Gottfried Hagen, der Anfang der 1260er Jahre noch als mittelloser, aber hochgebildeter Kleriker nach Köln gekommen war, um sein Glück zu suchen, hatte endlich den ihm zustehenden Platz in der Kölner Welt gefunden.
Hinweis: Gottfried Hagen, Reimchronik der Stadt Köln. Herausgegeben von Kurt Gärtner, Andrea Rapp und Desiree Welter unter Mitarbeit von Manfred Groten. Historischer Kommentar von Thomas Bohn. Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde LXXIV. Droste Verlag, Düsseldorf 2008, 424 Seiten, 48,00 Euro.
Von Christiane Neuhausen (KNA)
Neuedition der berühmten Kölner Reimchronik vorgestellt
Mit Gottes Hilfe gegen den Erzbischof
Es gehörte viele Jahrhunderte zu den Konstanten der Kölner Geschichte, dass die Beziehung zwischen Stadt und Erzbischof nicht ganz spannungsfrei verlief. Von einem Tiefpunkt in den Jahren 1270 und 1271 im gegenseitigen Verhältnis weiß die berühmte "Reimchronik der Stadt Köln" zu erzählen, deren Autor Gottfried Hagen in mehr als 6.000 Versen den Kampf um die Stadtherrschaft beschreibt. Die Chronik wurde nun neu aufgelegt.
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