Das hat zum einen etwas mit der verbesserten Gesundheitslage zu tun - noch nie waren die über 60-Jährigen gesünder und mobiler als heute.
Zum anderen liegt es am demografischen Wandel, durch den Senioren zunehmend das Gesicht der Gesellschaft prägen. Allein 310 Milliarden Euro Kaufkraft, jeder dritte privat investierte Euro, findet sich in den Geldbörsen der Senioren. 80 Prozent der großen Markenautos werden von ihnen gekauft. Langsam lernt auch die Wirtschaft, auf die besonderen Bedürfnisse dieser Altersgruppe einzugehen.
Dennoch werde die Generation jenseits des Ruhestands zu oft unterschätzt, meint Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Das Boulevard-Bild von den Kreuzfahrt-Alten, die mit ihren Renten die Jungen ausbeuteten, stimme eben so wenig wie das Vorurteil der gebrechlichen Alten, denen man nichts mehr zumuten könne. Die Ministerin startete deshalb am Mittwoch in Berlin eine Kampagne, die auch die noch verbliebenen Sofa-Kartoffeln an ihrer Ehre packen will. "Sie können mehr Spuren hinterlassen, als eine Kuhle in ihrem Sofa" heißt es da auf einem der großformatigen Plakate, die bald bundesweit hängen werden.
Der kleine Generationenvertrag
"Deutschland entdeckt die Potenziale des neuen Alters", heißt der Slogan und der Wunsch, der hinter der Medienoffensive steht. Die Kampagne soll vorbereiten auf eine weitere Initiative aus dem Haus der Ministerin: Für 2009 hat von der Leyen 22,5 Millionen Euro für die Förderung des ehrenamtlichen Engagements im Alter zugesagt. Ein neuer Freiwilligendienst, der besonders auf Senioren abzielt, will rüstige und einsatzbereite Menschen über einen längeren Zeitraum, mindestens sechs Monate, für 8 bis 20 Stunden für ehrenamtliche Aufgaben gewinnen. Von der Leyen stellt sich darunter Projekte in der Kinderbetreuung, in der Pflege oder in der Jugendarbeit vor.
Was allein Senioren heute bereits in der Pflege leisten, veranschaulicht der Altersforscher Andreas Kruse: Mehr als 900.000 der über 60-Jährigen pflegen bereits heute ein älteres Familienmitglied zuhause. Das entspreche nach konservativen Schätzungen einer Arbeitsmarktleistung von 7,2 Milliarden Euro. "Der kleine Generationenvertrag ist hier noch intakt", so der Direktor des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg.
Die für 2009 bis 2011 verwendbaren Gelder sollen "Mobile Kompetenzteams" und 30 sogenannte "Leuchtturmprojekte" finanzieren. Hinter den von der öffentlichkeitsbewussten Ministerin immer wieder gern verwendeten Begriffen verbergen sich Schulungen für Multiplikatoren des ehrenamtlichen Engagements in den Kommunen und die gezielte Förderung von Initiativen, die sich im Anwerben von Senioren für Freiwilligenarbeit bereits bewährt haben. Diese erhalten dann für drei Jahre je 50.000 Euro, mit denen sie innovative Konzepte weiterentwickeln können. Dabei betont die Ministerin, dass durch den neuen Freiwilligendienst keine Konkurrenz zu regulären Arbeitsplätzen entstehen soll.
Dritte Säule des Konzepts ist ein Internet-Auftritt, mit dessen Hilfe Interessierte sich über Angebot und Nachfrage an ehrenamtlichen Tätigkeiten informieren können. Altersforscher Kruse betont dabei, dass alte Leute in besonderer Weise angesprochen werden wollen.
Studien seines Instituts hätten ergeben, dass viele Senioren sich von der Gesellschaft nicht gefragt fühlten. Dabei besäßen gerade Menschen höheren Alters, die im ständigen Kontakt mit Jugendlichen stünden, eine positivere Lebenseinstellung. "Der Umgang mit der nächsten Generation bestärkt sie, dass ihr Leben bedeutsam ist".
Von Klaus Nelißen (KNA)
Initiative für mehr Ehrenamt im Alter
Weg vom Sofa - rein ins Leben
"Couch Potatos" nennt man Neudeutsch die Leute, die am liebsten den langen Tag auf dem Sofa, am besten noch vor dem Fernsehen verbringen. Hatte man früher noch den Senioren das sogenannte "Altenteil" als Ehrenplatz zugewiesen, rüstet sich die neue Generation 60 plus lieber für den aktiven Lebensherbst.
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