Friedhelm Hengsbach fordert massive Investitionen des Staates

Dreht der politische Wind?

Der Sozialethiker Friedhelm Hengsbach (70) hat einen sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft in Deutschland gefordert. Der Staat müsse massiv in Gesundheit, Bildung und Umweltprojekte investieren, um weitere Arbeitsplätze zu schaffen, sagte der katholische Theologe und Wirtschaftswissenschaftler am Montagabend in Bremen: "Die Arbeit am Menschen ist die Zukunft der Arbeit."

 (DR)

In den vergangenen drei Jahrzehnten sei die Verteilung in eine Schieflage geraten, kritisierte der frühere Leiter des Oswald-von-Nell-Breuning-Instituts für Sozialethik in Frankfurt am Main. Der Sozialstaat und die solidarischen Sicherungssysteme seien abgebaut worden. Bis heute sei trotz laufender Konjunktur mit der Zunahme von Leiharbeit und Niedriglohnjobs ein Abbau regulärer Arbeitsverhältnisse zu verzeichnen: "Die Abwärtsspirale beginnt mitten in der Erwerbsarbeit." Rund 1,2 Millionen Menschen bezögen mittlerweile Löhne unterhalb der Armutsgrenze.

Arbeitsmarktreformen wie Hartz IV hätten soziale Lasten privatisiert und die Massenarbeitslosigkeit auf das Versagen Einzelner zurückgeführt, sagte Hengsbach im Rathaus der Hansestadt: "Der Staat hat seine Rolle als Anwalt der solidarischen Absicherung vernachlässigt." Höhere Lohnabschlüsse, die Erfolge der Linkspartei und die "scheibchenweise" verlaufende Reparatur von Hartz-IV-Regelungen zeigten nun, dass sich der politische Wind im Land drehe.