Aus unserer Mitte – Eine Caritas-Ausstellung über Armut in unserer Nachbarschaft

Wenn ich mal ganz viel Geld habe

In Deutschland leben fast 800.000 Euromillionäre, auf der "hohen Kante" liegen derzeit insgesamt 4 Billionen Euro Gespartes. Auf der anderen Seite: Nach neuesten Berechnungen erhalten in Deutschland 2,5 Mio. Kinder Leistungen nach dem II. und XII. Sozialgesetzbuch. Für Köln heißt das, dass heute jedes vierte Kind von der Sozialhilfe abhängig ist. Die CaritasStiftung im Erzbistum Köln hat jetzt eine bemerkenswerte Fotokunst-Ausstellung zum Thema entwickelt. "Aus unserer Mitte - Armut in unserer Nachbarschaft".

 (DR)

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Die Caritas bietet ein weites Spektrum der Hilfe in differenzierten Diensten und Einrichtungen.

Doch Armut bekämpfen heißt nicht nur Bedürftigen helfen, sondern auch, auf Armut aufmerksam machen, deutlich machen, was Armut im Alltag heißt, sensibilisieren für die Situation in unserer Gesellschaft.

Die CaritasStiftung im Erzbistum Köln hat jetzt eine bemerkenswerte Fotokunst-Ausstellung zum Thema entwickelt. "Aus unserer Mitte - Armut in unserer Nachbarschaft". Die Ausstellung nähert sich auf ungewöhnliche Art und Weise dem Armutsthema. Nicht der äußere, meist unsichtbare Mangel steht im Vordergrund, sondern das, was Menschen im Innern fühlen, was sie bewegt, wie es in ihrer Seele aussieht.

Gezeigt werden eindruckvolle Portraits von "echten" Menschen. Ihre Gesichter sind in der Ausstellung zu sehen. Dabei ist jedem Portrait der Kölner Fotografin Bettina Flitner ein Wunsch zugeordnet. "Wenn ich mal ganz viel Geld habe, dann gehe ich ins Kino. Oder ins Schwimmbad nach Meschenich. Da fahren die anderen Kinder immer hin", sagt zum Beispiel die 9-jährige Lendita aus einem sozialen Brennpunkt in Köln.

Das Portrait wiederum korrespondiert mit einer zunächst befremdenden Szene. Lendita sitzt einsam und verloren in einem burmesischen Kahn. Um sie herum: nur Wasser. "Das Schiff ist eine vielfach benutzte Metapher", erläutert die Fotografin das Konzept, "man denke nur an Redensarten, wie 'Schiffbruch erleiden', oder auch 'in einem Boot' sitzen. Durch das Meer, das sie umgibt, verleiht eine solche Szene Einblicke in die Gefühlswelt der betroffenen Menschen.

PhilippInternetAuf diese Weise zeigt die Ausstellung acht Portraits von Menschen, die arm und benachteiligt sind. Dargestellt werden u. a. Bilder des Schulabbrechers Philipp (19 Jahre), der seinen Vater verloren hat, des Wohnungslosen Micha (47), der nach Schuld am Unfalltod des Bruders zwei Jahre im Gefängnis verbrachte, oder der 72-jährigen Elza Berend, deren kleine Rente hinten und vorne nicht reicht. Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.

Die Ausstellung "Aus unserer Mitte" der CaritasStiftung erzählt von Ausgrenzung und Ausgeschlossensein. Von großen und kleinen Wünschen, von Niederlagen und Entbehrungen, aber auch von Hoffnung und Hilfe. Sie ist ein Appell an die Solidarität in unserer Gesellschaft.

Informationen:
Die Ausstellung "Aus unserer Mitte" ist eine Wanderausstellung der CaritasStiftung im Erzbistum Köln.

Vom 7. März bis zum 1. April 2008 ist "Aus unserer Mitte" im Foyer der Oper Köln am Offenbachplatz zu sehen. Eröffnung ist am 7. März um 18.00 Uhr.