Die ersten SPD-Chefs der Nachkriegszeit, Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer, schieden erst mit ihrem Tod aus dem Amt aus. Ihr Nachfolger Willy Brandt stand mehr als zwei Jahrzehnte nahezu unangefochten an der Spitze der Sozialdemokratie, von 1964 bis 1987. Hans-Jürgen Vogel waren dann vier Jahre in der Parteiführung genug. 1991 kandidierte er nicht erneut, um der personellen Erneuerung an der Parteispitze nicht im Wege zu stehen, wie er damals sagte.
Björn Engholm hielt sich nur knapp zwei Jahre an der Spitze der SPD. Er musste nach Falschaussagen im Zusammenhang mit der Barschel-Affäre 1993 von allen Ämtern zurücktreten. Engholm klagte später, an seinem Stuhl sei damals gesägt worden. Als Parteichef habe er "einige Nackenschläge einstecken" müssen. Zugleich ermunterte andere Politiker, grundsätzlich "mit weniger Hemmungen" zurückzutreten. Diesen Ratschlag schienen sich einige Genossen zu Herzen genommen zu haben.
Zunächst übernahm Johannes Rau kommissarisch für knapp zwei Monate die SPD-Spitze. Der nächste Parteichef Rudolf Scharping führte die SPD ebenfalls nur etwa zwei Jahre lang. Im Zuge von Querelen um seine Führungsstärke nach der verlorenen Bundestagswahl 1994 wurde er auf dem Mannheimer Parteitag 1995 gestürzt. Der damalige saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine kandidierte gegen Scharping und gewann.
Doch auch für Lafontaine war die Zeit als Vorsitzender knapp bemessen. Er überließ Gerhard Schröder die Kanzlerkandidatur zur Bundestagswahl 1998, die die SPD gewann. Im Streit um den Regierungskurs mit Schröder gab Lafontaine im März 1999 den Parteivorsitz und das Amt des Finanzministers auf. Er beschwerte sich über ein "schlechtes Mannschaftsspiel" und fehlenden Teamgeist innerhalb der SPD.
Schröder stand im Anschluss knapp fünf Jahre an der Spitze der Sozialdemokraten. Wegen seines Reformkurses war er als Parteichef nie unumstritten, klagte selbst über "Vermittlungsschwierigkeiten" innerhalb der Partei. Schlechte Umfragewerte und eine miserable Stimmung in der SPD ließen schließlich auch ihn vom Parteivorsitz abdanken. Er gab die Aufgabe 2004 an Franz Müntefering ab.
Dessen Rücktritt folgte erneut nach weniger als zwei Jahren. Müntefering wollte seinen Vertrauten Kajo Wasserhövel als SPD-Generalsekretär durchsetzen, der SPD-Vorstand entschied sich aber mehrheitlich für die SPD-Linke Andrea Nahles. Im Oktober 2005 verzichtete Müntefering daraufhin auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz.
Der Nachfolger Matthias Platzeck hielt sich bislang am kürzesten an der Parteispitze. Nach nur fünf Monaten trat er im April 2006 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Er hatte zuvor zwei Hörstürze sowie einen Nerven- und Kreislaufzusammenbruch erlitten. Danach übernahm Beck das Amt.
Von Christiane Jacke (ddp)
Ein Blick zurück auf die wechselvolle Geschichte an der SPD-Spitze
"Nackenschläge" für den Parteichef
Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering bezeichnete den Posten an der Parteispitze einmal als "das schönste Amt neben dem Papst". Lange genießen konnten das in der Vergangenheit jedoch die wenigsten Genossen in dieser Funktion: Die Amtszeit wurde mit den Jahren immer kürzer. Ein Blick in die Nachkriegsgeschichte der SPD zeigt, dass der Posten an der Parteispitze mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist.
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