Klage über dramatische Zuspitzung der Lage im Gazastreifen

"Schlimmer als je zuvor"

Acht humanitäre Organisationen beklagen eine extreme Verschärfung der Armut im Gazastreifen. Die Lage sei schlimmer als je zuvor in den Jahrzehnten seit der israelischen Besetzung 1967, heißt es in einem gemeinsamen Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Zu den Verfassern gehören die britischen Sektionen von amnesty international, Christian Aid, CARE International und Save the Children.

 (DR)

Dem 16-seitigen Bericht zufolge hat die anhaltende israelische Blockade zu einem fast völligen Zusammenbruch der Infrastruktur in dem Küstenstreifen geführt. So gebe es kaum noch frisches Wasser; das Abwassersystem funktioniere praktisch nicht mehr. Selbst Krankenhäuser seien zwölf Stunden am Tag ohne Elektrizität.

Von den 1,5 Millionen Palästinensern im Gazastreifen sind laut Bericht 1,1 Millionen von Nahrungsmittelhilfen abhängig, 17 Prozent mehr als 2006. Mehr als zwei Drittel der Haushalte haben demnach weniger als 1 Euro am Tag zur Verfügung. Zugleich seien aber die Preise für Lebensmittel seit Frühjahr 2007 teils um mehr als 30 Prozent gestiegen.

Betriebe können nicht mehr produzieren
Als zentrales Problem nennen die Verfasser eine wachsende Arbeitslosigkeit von inzwischen fast 40 Prozent. Fast sämtliche Industriebetriebe stünden still, weil Israel die Zulieferung von Rohstoffen unterbinde. Sprecher der Hilfsorganisationen forderten die israelische Regierung auf, die Blockade unverzüglich zu beenden. Sie sei nicht nur humanitär inakzeptabel, sondern verbessere auch nicht die Sicherheitslage des Landes.

An die EU, besonders die britische Führung, appellieren die Verfasser, den Druck auf Israel zu erhöhen und einen neuen Anlauf in den Nahost-Gesprächen zu unternehmen. Er müsse auch die bisher boykottierte Hamas-Regierung des Gazastreifens einschließen, die durch die israelische Blockade destabilisiert werden soll.

Unterdessen hat Israel nach der jüngsten Militäraktion gegen den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen die Abriegelung etwas gelockert. Nach Angaben palästinensischer Behörden vom Mittwoch gelangte eine Lieferung mit Medikamenten und 2,2 Millionen Litern Treibstoff nach Gaza-Stadt.