Am Freitag gibt es 24 Stunden gratis

Schalttags-Schlamassel

Die Erde ist zu langsam. Noch nie hat sie es in 365 Tagen geschafft, die Sonne zu umkreisen. Jedes Jahr verbummelt sie acht Stunden. Heute wird die Verspätung der vergangenen vier Jahre aufgeholt. Mit einem Schalttag. Dem 29. Februar. Einem Tag mit Geschichte und vielen Geschichten.

 (DR)

Schon im dritten Jahrhundert vor Christus halfen ägyptische Astronomen der Erde auf die Sprünge und führten einen zusätzlichen Kalendertag ein. Julius Cäsar übernahm die Regelung und ließ die Länge der einzelnen Monate offiziell festlegen. Papst Gregor XIII. führte 1582 den Gregorianischen Kalender ein, der bis heute gilt. 240 Stunden fielen damals unter den Tisch: auf den 4. folgte unmittelbar der 15. Oktober. Schuld daran war der fehlende Schalttag.

"Wer am 29. Februar geboren ist, kann nur alle vier Jahre, das heißt alle 1.461 Tage, feiern", erklärt Leo Krüll vom Statistischen Landesamt in Düsseldorf. Für den Statistiker eine einfache Rechnung: Wenn man von 82 Millionen Einwohnern in der Bundesrepublik ausgeht, gibt es 56.000 Schalttag-Geburtstagskinder - an einem normalen Tag sind es 220.000. Vielleicht tröstet es die Schalttagskinder, dass sie in prominenter Gesellschaft sind. So wurde Renaissancepapst Paul III. am 29. Februar 1468 geboren, und 400 Jahre später Opernkomponist Gioacchino Antonio Rossini. Das außergewöhnliche Datum hat ihrer Karriere keinen Abbruch getan. Und dass die Berühmtheiten wegen ihres seltenen Geburtstags ins Jammern gekommen wären, ist auch nicht überliefert.

Eigentlich eine ganz einfache Rechnung
Doch heute stöhnt so mancher über sein Schalttags-Schicksal. Hilfe gibt es bei Heinrich Hemme. Der Aachener Physikprofessor tüftelte eine Formel aus, mit deren Hilfe Betroffene ausrechnen können, an welchem Datum sie feiern dürfen, wenn die Jahreszahl nicht durch vier teilbar ist. Eigentlich eine ganz einfache Rechnung: Februarkinder sind die vor 12 Uhr Geborenen. Und die am Abend zur Welt gekommenen gelten als Märzkinder. Kompliziert wird es lediglich für die zwischen 12 und 18 Uhr Geborenen. Sie dürfen nach Hemmes Formel in den drei Nicht-Schaltjahren einmal am 28. Februar und zwei Mal im März feiern.

Eine Frau habe ihre beiden Kinder an Schalttagen bekommen, erzählt Hemme. Auch dieses doppelte Geburtstagsproblem habe er lösen können. Für alle aber, die sich damit nicht herumschlagen müssen, gilt: Nach vier Jahren wieder einmal 24 Stunden geschenkte Zeit.

Von Volker Hasenauer (KNA)