Studie: Sterbebegleitung unzureichend

Die Palliativkatastrophe

Die Pflege und medizinische Pflege am Lebensende - ärztliche Palliativversorgung, nur jeder 25. der jährlich etwa 820.000 Sterbenden in Deutschland erhält sie. Das ergibt eine Studie der Deutschen Hospiz Stiftung. Im domradio-Interview stellt geschäftsführende Vorsitzende Eugen Brysch die übrigen Ergebnisse vor. "Eine Katastrophe."

 (DR)

Der tatsächliche Bedarf liege nach Schätzungen jedoch bei 40 bis 60 Prozent, so Brysch. Notwendig sei daher ein intensiver Ausbau der Palliativversorgung. Diese Behandlung Sterbender durch Ärzte und Therapeuten müsse künftig vor allem in Pflegeheimen angesiedelt werden.

Eine ehrenamtliche hospizliche Begleitung bis zum Tod erhalten der Untersuchung zufolge in Deutschland 6,2 Prozent der Sterbenden. Mit 3,1 Prozent wird der größte Teil von ihnen zu Hause versorgt. 1,7 Prozent erfahren die kostenlose Begleitung in Heimen, 1,4 Prozent in Krankenhäusern. Stationäre Hospize versorgen 2,2 Prozent oder etwa 18.400 Sterbende pro Jahr; diese werden von Pflegekräften geleitet, die in der Palliativversorgung ausgebildet sind. Auch hier besteht laut Stiftung "erheblicher Nachholbedarf".

Deutschland im unteren Drittel
Die Zahlen seien "eine Katastrophe", so Brysch. "Geht die Entwicklungsgeschwindigkeit in gleichem Maße weiter, werden auch nachfolgende Generationen in Fragen hospizlicher und palliativer Begleitung völlig unterversorgt ihr Lebensende verbringen müssen." Deutschland liegt laut Brysch im europäischen Vergleich "im unteren Drittel". Führend sind nach seinen Angaben die skandinavischen Staaten. Auch Frankreich, Irland und Spanien liegen vor Deutschland.

Die Pflege und medizinische Versorgung am Lebensende könnten nicht nur Ehrenamtliche leisten, betonte Brysch. Mit dieser Ansicht lägen viele Politiker falsch. So sei der therapeutische Bedarf von mindestens 40 Prozent nicht zu decken. Das ermittelte Defizit leiste auch jenen Vorschub, die eine Legalisierung aktiver Sterbehilfe forderten, warnte der Vorsitzende.

In Deutschland gibt es laut Stiftung 1.103 ambulante Hospizdienste und 158 stationäre Hospize. Die Zahl der überwiegend in Krankenhäusern angesiedelten Palliativstationen beläuft sich demnach auf 156. Die Deutsche Hospiz Stiftung hatte für die Studie "Hospizliche Begleitung und Palliative-Care-Versorgung in Deutschland 2007" Daten von 228 Hospizdiensten und Palliativstationen erhoben. Das entspricht laut Angaben 16 Prozent aller Einrichtungen.