Deutscher Kleinkunstpreis wird am Sonntag in Mainz verliehen - Ehrenpreis für Hildebrandt

Die Oscars der Kabarett-Szene

Er gilt als Oscar der deutschsprachigen Kabarett-Szene: Alljährlich im Februar trifft sich die Zunft im Mainzer "unterhaus"-Theater zur Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises. Premiere: Erstmals wird ein "Ehrenpreis" vergeben.

 (DR)

Die Auszeichnung geht an Kabarett-Altmeister Dieter Hildebrandt, der damit für sein Lebenswerk geehrt wird. Die weiteren Preisträger sind Hagen Rether, Horst Evers, Tobias Mann und Anna-Maria Scholz.

"Wer, wenn nicht er", lautet die kurze und knappe Begründung der Jury zur Vergabe des Ehrenpreises an Hildebrandt. Der 80-Jährige hatte den Deutschen Kleinkunstpreis bereits im Jahr 1977 in der Kategorie Kabarett gewonnen.

Horst Evers erhält den Preis in der Sparte Kleinkunst
31 Jahre später erhält nun der Essener Hagen Rether die "unterhaus-Glocke" in dieser Kategorie. Der 37-Jährige hatte vor drei Jahren den Förderpreis erhalten und steht nun in einer Reihe mit Preisträgern wie Gerhard Polt, Gert Fröbe, dem Schweizer Emil Steinberger - und eben Hildebrandt. Die Jury betonte in ihrer Begründung zur Wahl: "Nie hat Desillusionierung so viel Spaß gemacht". Der klavierspielende Kabarettist Hagen Rether, nehme mit sanfter Stimme, "beiläufig plaudernd das Weltgeschehen auseinander".

Horst Evers, der Geschichtenerzähler aus Evershorst, erhält den Preis in der Sparte Kleinkunst. Die Jury würdigte den 41-Jährigen für "seine groteske Weltsicht", mit der es ihm immer wieder gelinge, die Wirklichkeit auszutricksen. Der Mann mit dem roten Cordhemd ist der Autor des Buches "Gefühltes Wissen" und tritt in Berlin regelmäßig auf der Lesebühne "Dr. Seltsams Frühschoppen" auf.

Für ihre vielseitige Stimme und ihre feinfühligen Texte erhält Anna-Maria Scholz die Auszeichnung in der Kategorie "Chanson, Musik, Lied". Sie überrasche als "unvergleichliche Antidiva" und treffe "absolut sicher jeden Ton mitten im Herzen". Die Dresdnerin tritt bereits seit 2003 mit ihrer Gruppe "annamateur" regelmäßig auf.

Der Förderpreis der Stadt Mainz geht an Tobias Mann, der nach Meinung der Jury "mit kritischem Blick souverän einen Bogen schlägt zwischen Kabarett und Comedy". Der Mainzer, der in der Presse als "komödiantisches Naturereignis" und "als Musikkabarett der nächsten Generation" gefeiert wurde, wurde Ende 2005 durch sein Solo-Programm "Man(n) sieht sich - ein Endzwanziger in Wort und Lied" bekannt.

Die Preise sind mit je 5000 Euro dotiert
Die "unterhaus-Glocke" wird seit 1972 verliehen und ist eine Nachbildung jener Glocke, die die Vorstellungen im "unterhaus" einläutet. Sie wurde 1971 von dem 2005 verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch ins "unterhaus" gebracht, nachdem sein eigenes Kabarett "arche nova" sich aufgelöst hatte.

Die Preise sind mit je 5000 Euro dotiert. Über die Gewinner entscheidet eine 20-köpfige Jury aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Medien-Fachleuten. Moderiert wird die Preisverleihung am Sonntagabend von Dieter Nuhr, der 1998 selbst den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett gewann. Die Verleihung wird am 16. Februar auf 3sat ausgestrahlt.

Von ddp-Korrespondentin Jennifer Fraczek