Der Probst der Pfarrgemeinde St. Georg Vechta hatte über mehrere Jahre rund 100.000 Euro Spendengelder von Gemeindemitgliedern eingesammelt und an den Schrotthändler weitergeleitet. Der soll einem Spender sogar mit Schüssen in die Beine gedroht haben, sollte dieser seine Zahlungen aussetzen.
Der 38-Jährige schweigt bislang zu den Vorwürfen. Für die Verhandlung ist zunächst nur ein Tag angesetzt. Ob noch am selben Tag ein Urteil verkündet werde, hänge von der Länge der Zeugenaussagen ab, sagte eine Gerichtssprecherin. Vier Zeugen sind geladen, darunter der Probst. Er arbeitet inzwischen als Seelsorger in einer Klinik in Münster. Zuvor war er 25 Jahre in Vechta. In Folge der Affäre musste er 2006 zurückgetreten. Seine Zeugenaussage wird von Prozessbeobachtern mit Spannung erwartet.
Probst nur als Zeuge vor Gericht
Der Kirchenmann hatte angegeben, die Geschichten des Schrotthändlers über angebliche Notsituationen geglaubt und das Geld aus Nächstenliebe vergeben zu haben. Er habe unbürokratisch helfen wollen. Der Schrotthändler habe behauptet, er werde bedroht. Laut Staatsanwaltschaft gab der Angeklagte aber auch an, das Geld für Schrottkäufe und Lkw-Reparaturen zu benötigen. In schriftlichen Vereinbarungen soll der Angeklagte versprochen haben, die Beträge zurückzuzahlen. Dies tat er aber nicht.
Die Staatsanwaltschaft konnte die Angaben des Probstes nicht widerlegen. Sie stellte deshalb ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugs und Untreue gegen ihn mangels hinreichenden Tatverdachts ein. Für den naheliegenden Verdacht, der Probst selbst könnte Opfer einer Erpressung geworden sein, fand die Staatsanwaltschaft ebenfalls keine Anhaltspunkte.
Dem Schrotthändler wird zudem zur Last gelegt, nicht wie vereinbart antike Möbel an das örtliche Marienhospital geliefert zu haben. Der Probst hatte das Geschäft 2001 vermittelt. Das Krankenhauskuratorium zahlte daraufhin 37 000 Euro an. Die Möbel wurden aber nie geliefert. Der Schrotthändler hatte dies laut Anklage auch nie vor.
(Janet Binder, ddp)
Schrotthändler wegen Betrugs und versuchter Erpressung angeklagt
Abgezweigte Kirchenspenden
Die Spendenaffäre bei der katholischen Kirche in Vechta hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Es ging um einen katholischen Würdenträger, einen mehrfach vorbestraften Schrotthändler und um abgezweigte Spendengelder. Die genauen Motive sind bis heute unklar. Der Schrotthändler muss sich ab Dienstag vor dem Amtsgericht Vechta wegen Betrugs und versuchter räuberischer Erpressung verantworten.
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