Bedrohte Arbeitsplätze bei WestLB - Caritas-Schuldnerberater im domradio zur Krise

Die "kleinen" und "großen" Schuldner

Die WestLB steckt tief in finanziellen Schwierigkeiten. Um die künftige Entwicklung zu sichern, erhält die Bank eine Kapitalspritze von ihren Eigentümern. Zwei Milliarden müssen die Eigentümer aufbringen. Doch auch die Bank selbst muss einen Beitrag zur Sanierung leisten. 2000 Arbeitsplätze sollen bedroht sein. "Leider geht man jetzt an den kleinen Mitarbeiter heran, der dann möglicherweise auf der Straße stehen wird", sagt Marius Stark, Schuldnerberater des Deutschen Caritasverbandes. Im domradio-Interview spricht er über den Unterschied zwischen "kleinen" und "großen" Schuldnern.

 (DR)

Wie das Unternehmen am Montag in Düsseldorf mitteilte, geht der Vorstand für das Jahr 2007 nach dem jetzigen Stand der noch andauernden Jahresabschlussarbeiten von einem Konzernverlust von ungefähr einer Milliarde Euro aus. Zusätzlich erwartet der Vorstand, dass noch annähernd eine Milliarde Euro als nicht dauerhafte Wertminderung berücksichtigt werden müsse. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Verlust vor Steuern im Gesamtjahr auf einen niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich begrenzt bleiben werde.

Nicht bekannt wurde bislang, in welcher Größenordnung die einzelnen WestLB-Eigentümer zu der Kapitalspritze beitragen werden.  Nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" ist bei den Sparkassen die Neigung gering, Geld zur Sanierung der WestLB in die Hand zu nehmen, da sie in den vergangenen Jahren die Hauptlast des Kapitalbedarfs getragen hätten. Im Regierungslager sei wiederum umstritten, ob dann das Land einen höheren Anteil übernehmen solle. Derzeit hält das Land NRW durchgerechnet etwa 38 Prozent an der WestLB, während die beiden Sparkassenverbände in Düsseldorf und Münster mit jeweils gut 25 Prozent auf die Mehrheit kommen.

Die WestLB selbst erklärte, die Kapitalstärkung versetze das Institut in die Lage, die anhaltend negative Entwicklung an den internationalen Kapitalmärkten aufzufangen. Ihr Vorstandsvorsitzender Alexander Stuhlmann sagte: "Unsere Eigentümer haben unter Beweis gestellt, dass sie voll hinter der Bank stehen."

Arbeitsplätze gefährdet
Die Eigentümer waren sich in der Krisensitzung am Wochenende einig, dass neben den vereinbarten Maßnahmen insbesondere die Restrukturierung jetzt eingeleitet werden müsse und darüber hinaus die Neuausrichtung der Bank forciert werde, teilte die WestLB weiter mit. Sie befürworteten daher, die detaillierten Gespräche zwischen der WestLB und der Helaba fortzusetzen. Die entsprechenden Arbeitsgruppen hätten ihre Arbeit aufgenommen, hieß es in der Mitteilung.

Details zu dieser Restrukturierung wurden nicht genannt. In der "Rheinischen Post" vom Montag ist unter Berufung auf Eigentümerkreise zu lesen, die WestLB wolle kurzfristig 2000 Stellen streichen. Das wäre etwa jede dritte Stelle. Jeweils die Hälfte solle im In- und im Ausland abgebaut werden. Neben der geplanten Kapitalerhöhung sei es aus Sicht der Eigentümer notwendig, dass auch die Bank einen erheblichen Beitrag zur Sanierung leiste.

Caritas.Schuldnerberater
Schuldnerberater Marius Stark fordert, bei den "richtigen Werte"n anzusetzen. So müssten die Gehälter von Vorstandsmitgliedern in die Maßnahmen einbezogen werden. Die erste Lösung sei jedoch immer die Entlassung von Mitarbeitern, was auch schon bei der Schließung des Nokia Standortes in Bochum der Fall gewesen sei, sagt Stark. Würden jetzt Mitarbeiter bei der WestLB entlassen, müssten diese "von öffentlicher Hand" aufgefangen werden. "Das ist ja auch zunächst einmal richtig. Aber letztendlich geht das auf unser aller Kosten und nicht auf Kosten derer, die das Ganze verursacht haben", betont Starck.

Derzeit gebe es noch keine konkreten Pläne für einen Personalabbau, sagte ein WestLB-Sprecher am Montag in Düsseldorf auf ddp-Anfrage. Fest stehe lediglich, dass die Bank einen eigenen Beitrag leisten müsse, um Kosten zu senken. Dabei gehe es auch darum, Personalkosten herunterzufahren. "Wir arbeiten derzeit an einem Maßnahmenpaket", sagte der Sprecher.

Folgen der US-Immobilienkrise
Die Landesbank war 2007 im Zuge der US-Immobilienkrise und missglückter Aktienspekulationen tief in die roten Zahlen gerutscht. In den ersten neun Monaten machte die WestLB nach der im Dezember veröffentlichten Zwischenbilanz unter dem Strich einen Verlust von 148 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die Bank noch 142 Millionen Euro Gewinn ausgewiesen.