Kinderhilfswerk fordert klare Regeln - Keine Ermittlungen gegen Friederikenstift

Babyklappe in Hannover soll bleiben

Die Evangelische Landeskirche Hannover will trotz des Anfang Januar in der Nähe des Hannoveraner Friederikenstifts gefundenen toten Säuglings die Babyklappe beibehalten. Es sei unwahrscheinlich, dass der Junge "wegen mangelhafter Technik gestorben ist", sagte Sprecher Johannes Neukirch am Donnerstag. Gleichzeitig verwies er auf ständige Überprüfungen zur Funktionalität der Klappe. Zuletzt sei die Vorrichtung im August 2007 überprüft worden. Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes forderte klare Regeln für Babyklappen in Deutschland.

Autor/in:
Julia Spurzem
 (DR)

Eine genaue Erklärung für den Defekt an der Babyklappe hat die Landeskirche nicht. Es könne auch sein, dass das Kind schon auf dem Weg dorthin erfroren sei, sagte der Sprecher. Der Säugling sei in der Neujahrsnacht schließlich nur in ein Handtuch gewickelt und in eine Stofftasche gelegt worden.

Nach Ansicht des Adoptionsexperten von Terre des Hommes, Bernd Wacker, sollte der Defekt der Klappe in Hannover zum Anlass genommen werden, klare Regeln für das Betreiben der Einrichtungen zu erlassen. "Es gibt keinerlei Regelungen, wer solche Klappen eröffnen darf, welche Voraussetzungen der mitbringen muss, wie die Klappen selbst technisch ausgerüstet sein müssen und wie oft sie überprüft werden sollten", kritisierte Wacker. Strafrechtliche Konsequenzen gegen den Betreiber nach dem Fund des toten Säuglings vor der Klappe lehnt er jedoch ab.

Am Mittwoch hatte Landesbischöfin Margot Käßmann nach Bekanntwerden des möglichen Defekts betroffen reagiert: "Falls die Person, die das Kind dort abgelegt hat, die Klappe nicht öffnen konnte, wäre das eine Tragödie." Sie betonte allerdings, dass bereits sieben Kinder seit Bestehen 2001 an der Klappe abgegeben worden seien. Das zeige, dass der Mechanismus der Vorrichtung funktioniere.

Erste Konsequenzen aus dem am Mittwoch vorgelegten Sachverständigen-Gutachten will die Landeskirche dennoch ziehen. Es gebe bereits Überlegungen, Piktogramme zur Bedienung an der Klappe anzubringen, um etwaige Sprachprobleme auszuschließen, kündigte Käßmann an.

Das Gutachten hatte ergeben, dass sich die Klappe am Friederikenstift in Hannover entgegen dem angebrachten Hinweis nicht durch einfaches Ziehen öffnen ließe. Vielmehr habe die Vorrichtung nur durch ein kurzes Drücken und anschließendes Ziehen geöffnet werden können.

Die Ursache für den Defekt ist derzeit noch unklar. Möglicherweise habe der Frost eine Rolle gespielt und die Klappe verzogen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Ermittlungen gegen den Betreiber werden nicht aufgenommen. Es werde aber weiterhin wegen fahrlässiger Tötung gegen unbekannte Personen ermittelt. Hinweise auf die Eltern des Kindes liegen noch nicht vor. Es seien jedoch zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Derzeit würden alle Taxifahrer angeschrieben, ob sie in der Neujahrsnacht verdächtige Beobachtungen gemacht haben.

Der Säugling war am 2. Januar vor der Babyklappe gefunden worden. Eine Obduktion ergab, dass der Junge erfroren oder verhungert ist. Am Freitag wird der Säugling beigesetzt.