Caritaspräsident Neher kritisiert Wahlkampf des hessischen Ministerpräsidenten

"Populistische Dampfplaudereien"

Der Präsident des deutschen Caritasverbands, Prälat Dr. Peter Neher, hat dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch "populistische Dampfplauderei" vorgeworfen.

 (DR)

Im domradio-Interview sagte Neher, mit der Forderung nach einem "Anstandskatalog" und einer Verschärfung des Jugendstrafrechts suggeriere der hessische Ministerpräsident Roland Koch ein Rechtsstaatsdefizit. In Wahrheit handle es sich aber um ein Defizit an Integration und Zukunftsperspektiven. Kochs Appelle an Einheimische und Ausländer, mehr Respekt vor traditionellen Sitten und Werten zu zeigen, seien daher "populistische Dampfplaudereien".

Auch Kochs Forderung "lieber drei Tage Gefängnis als eine lebenslange kriminelle Karriere" weist Neher zurück: "Alle, die mit jungen Menschen im Jugendstrafvollzug zusammen arbeiten wissen, dass gerade der Gefängnisaufenthalt oft eine kriminelle Karriere eher befördert als dass er sie verhindert." Oberstes Ziel müsse daher die Resozialisierung sein.

Zudem sei gerade der hessische Strafvollzug nahezu beispielhaft und stehe im krassen Gegensatz zu dem, was Koch jeden Tag von sich gebe. Kochs Forderungen und markige Sprüche seien schlicht Wahlkampf. Er gehe davon aus, dass die Menschen aber durchschauen, wie vordergründig das ist, so Neher.