Vor 25 Jahren wurde das "Werk Gottes" zur Personalprälatur - Prälat Bockamp im domradio

Sonderfall Opus Dei

Das "Opus Dei" (Werk Gottes) feiert in diesen Tagen ein Jubiläum ganz eigener Art: Vor 25 Jahren, am 28. November 1982, wurde es von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer sogenannten Personalprälatur erhoben. Keine andere Organisation hat seither diesen Status erhalten. Was das bedeutet, erklärt im domradio-Gespräch Prälat Dr. Christoph Bockamp von Opus Dei.

 (DR)

Nimbus des Geheimnisvollen
Selbst Opus-Dei-Sprecher tun sich deshalb manchmal schwer zu erklären, was das denn nun eigentlich sei, eine "Personalprälatur". Den Nimbus des Geheimnisvollen, der dem "Werk" schon seit seiner Gründung 1928 anhaftet, hat dieser Sonderstatus noch verstärkt.

Das katholische Kirchenrecht kennt die Institution der Personalprälatur erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965). Eingerichtet hat sie Paul VI. mit seinem Schreiben "Ecclesiae Sanctae" von 1966. Damit war ein rechtlicher Rahmen gegeben, in dem sich allerlei Sondergruppen, die weder Orden noch Säkularinstitute sind, innerhalb der Kirche jenseits der normalen Gebietsorganisation (Pfarreien und Diözesen) organisieren konnten. Dieser Rahmen gibt einer Gruppe eine weit stärkere Stellung als etwa der einer "frommen Vereinigung"; er stellt sie in einigen Rechten sogar mit einem Bistum oder einer Ordensgemeinschaft gleich.

Kleine Sensation
Es war daher eine kleine Sensation, als im August 1982 in Rom durchsickerte, Papst Johannes Paul II. wolle dem Opus Dei genau dieses Statut geben. Erst drei Monate später wurde die Sache amtlich. Einige Kirchenrechtler warnten damals davor, dem Werk, das sich in allen Erdteilen verbreitete und Einfluss in Kirche und Politik gewann, eine solch starke rechtliche Stellung zu geben. Denn immerhin ermöglichte der Papst dem Opus Dei damit die Errichtung eigener Priesterseminare und eine eigene Jurisdiktion.

Diese erstreckt sich nicht nur auf die Priester des Opus Dei, für die eine "Priestergesellschaft vom heiligen Kreuz" eingerichtet wurde, sondern auch auf die vielen Laien, die mit der Prälatur eine vertragliche Bindung eingehen.

Damit würde, so die Befürchtungen, das Opus Dei zu einer Art "Staat im Staate" in der katholischen Kirche. Seine Priester und Laien würden sich nicht mehr dem Ortsbischof unterordnen, sondern allein ihrem Prälaten - der dann auch noch in den Rang eines Bischofs erhoben wurde. Die Ängste bezogen sich dabei weniger auf die Opus-Dei-Priester als vielmehr auf die mittlerweile mehr als 80.000 Laien, die das Gros der Mitglieder ausmachen und die sich mit ihrem besonderen Gehorsam und mit Sonderformen der Askese von den "normalen" Laien unterscheiden.

Weltweit rund 500 Neuzugänge pro Jahr
In Wahrheit hat sich die Organisation nach 1982 weit weniger spektakulär entwickelt. Weltweit rund 500 Neuzugänge pro Jahr sind doch eher bescheiden, verglichen mit einigen "geistlichen Bewegungen", die im selben Zeitraum riesige Zuwächse meldeten.

Auch die parallel zur rechtlichen Absicherung erfolgte "himmlische" Verstärkung des Opus Dei hat den Trend nicht beschleunigt. Zwar wurde dem Gründer Josemaria Escriva de Balaguer mit seiner Seligsprechung 1992 und seiner Heiligsprechung 2002 eine ungewöhnlich rasche und publicitywirksame Beförderung zuteil. Große Eintrittswellen hat das aber nicht gebracht.

"The Da Vinci Code" und die Wirkung
Wenig Wirkung zeigte auch Dan Browns weltweiter Bestseller "The Da Vinci Code". Roman und Film stellten das Opus Dei als mächtigen Geheimbund dar, der Gehirnwäsche betreibt und auch vor Morden nicht zurückschreckt. Für das "Werk Gottes" und seine Öffentlichkeitsarbeit war das eine Steilvorlage für eine bessere Selbstdarstellung. Immerhin trug die Debatte dazu bei, dass das Opus dem US-Journalisten John Allen Zugang zu Archiven und Führungsetagen eröffnete. So entstand Allens informatives Buch "Opus Dei - Mythos und Realität".

Seither ist die Diskussion etwas weniger schrill geworden. Doch noch immer wird die Organisation aufmerksam beobachtet, etwa von der amerikanischen Vereinigung ODAN (Opus Dei Awareness Network), die im Internet kritisch und minutiös über die Prälatur berichtet. Und noch immer sorgt es für Aufsehen, wenn ein Opus-Dei-Vertreter einen wichtigen Posten in der Kirche einnimmt - oder verliert.

So wurde es als ein Machtverlust gedeutet, als Benedikt XVI. den langjährigen Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls, einen erklärten Opus-Mann, gegen den Jesuiten Federico Lombardi auswechselte. Und als Einflussgewinn, dass der Kölner Kardinal Joachim Meisner mit Stephan Georg Schmidt einen Vertreter des Opus Dei zum Pressesprecher und Kirchenzeitungs-Chefredakteur berief. Eine von manchen befürchtete "schleichende Machtübernahme" in der Kirche hat jedenfalls nicht stattgefunden.

Von KNA-Chefredakteur Ludwig Ring-Eifel