EU sieht Krebsgefahr durch Handystrahlen - BfS gegen Kinderhandys

Strahlengefahr?

Als erste EU-Behörde warnt die Europäische Umweltagentur (EEA) ausdrücklich vor Gesundheitsgefahren durch Handys. Es gebe klare Beweise, dass starke Handy-Nutzer, die ihr Handy mehr als 15 Jahre lang etwa 460 Stunden im Jahr genutzt hätten, Ausprägungen von Hirntumoren gezeigt hätten, sagte die EEA-Direktorin Jaqueline McGlade im ARD-Magazin "Report Mainz": "Handys mögen schwach strahlen, aber es gibt genügend Beweise für Wirkungen auch bei schwacher Strahlung, dass wir jetzt handeln müssen." Kinder sind besonders gefährdet.

 (DR)


Bundesamt sieht wissenschaftliche Schwächen
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zweifelt an der Aussagekraft des Reports über die Gefahr von Handystrahlung, der die EU alarmiert hatte. "Wir haben die Studie geprüft. Nach erster Prüfung weist sie klare wissenschaftliche Schwächen auf", sagte Bundesamtssprecher Florian Emrich der "Berliner Zeitung". Dennoch würde sie derzeit detailliert ausgewertet.

BfS mahnt zu vorsichtigem Umgang
Konsequenzen aus der Studie will das BfS nicht ziehen. "Derzeit gibt es keinen Anlass, die Grenzwerte zu ändern. Wir empfehlen weiter einen vorsichtigen Umgang mit Mobilfunk. Nach derzeitigem Kenntnistand gibt es innerhalb der Grenzwerte keine Gefährdung durch den Mobilfunk", sagte Emrich.

Das BfS ist aber der Auffassung, dass es Hinweise in der wissenschaftlichen Literatur über ein Risikopotential gibt, dessen Existenz und Größe bisher nicht quantifiziert werden kann. Diese Situation berücksichtigend setzt sich das BfS in Übereinstimmung mit nationalen und einigen internationalen Strahlenschutzgremien für Expositionsminimierung bei Kindern und Jugendlichen ein. Das BfS spricht sich deshalb gegen die Vermarktung von Kinderhandys aus, selbst wenn diese durch den Blauen Engel gekennzeichnet sind.

Als erste EU-Behörde hatte die Europäische Umweltagentur (EEA) ausdrücklich vor Gesundheitsgefahren durch Handys gewarnt. Die Behörde in Kopenhagen bezieht sich auf einen Bericht der Bioinitiative Group, einen Zusammenschluss internationaler Strahlenforscher.

Vorsorgemaßnahmen für Handynutzer
Die hochfrequenten elektromagnetischen Felder, die beim Telefonieren mit Handys auftreten, sind im Allgemeinen sehr viel stärker als die Felder, denen man z. B. durch benachbarte Mobilfunksendeanlagen ausgesetzt ist. Daher hält es das Bundesministerium für Strahlenschutz (BfS) für besonders wichtig, diese Felder so gering wie möglich zu halten. Das Ministerium hat deshalb Vorsorgemaßnahmen empfohlen.
· In Situationen, in denen statt mit dem Handy mit einem Festnetztelefon telefoniert werden kann, das Festnetztelefon verwenden.

· Auf die Alternative SMS zurückgreifen. Dabei befindet sich das Handy in größerer Entfernung vom Kopf und dieser ist geringeren Feldern ausgesetzt.

· Telefonate per Handy kurz halten.

· Möglichst nicht bei schlechtem Empfang, z. B. aus Autos ohne Außenantenne, telefonieren. Die Leistung, mit der das Handy sendet, richtet sich danach, wie gut die Verbindung zur nächsten Basisstation ist. Die Karosserie von Autos verschlechtert die Verbindung und das Handy sendet mit einer höheren Leistung.

· Handys mit niedrigem SAR-Wert verwenden, damit der Kopf des Nutzers möglichst geringen Feldern ausgesetzt ist. Je geringer die Feldintensität desto geringer der Eintrag an Energie in das Körpergewebe.

· Kopfhörersysteme - sogenannte "Head-Sets" - verwenden. Die Intensität der Felder nimmt mit der Entfernung von der Antenne schnell ab. Durch die Verwendung von Head-Sets wird der Abstand zwischen Kopf und Antenne stark vergrößert, der Kopf ist beim Telefonieren geringeren Feldern ausgesetzt.

· Verbindungsaufbau abwarten. Während des Verbindungsaufbaus sendet das GSM-Handy mit maximaler Leistung. (Die neuen UMTS-Handys beginnen dagegen mit minimaler Leistung und erhöhen sie nach Bedarf.) Daher sollte das Freizeichen nicht mit dem Handy am Ohr abgewartet werden.