Benedikt XVI. ehrt Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs - Handgreiflichkeiten in Rom

Größte Seligsprechungsfeier der Kirchengeschichte

498 Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs sind am Sonntag in Rom seliggesprochen worden. Es war damit die größte Seligsprechungsfeier der Kirchengeschichte. Zu der Zeremonie reisten mehrere tausend spanische Pilger sowie die gesamte Bischofskonferenz des Landes in den Vatikan. Wegen möglicher politischer Deutungen sorgte die Ehrung in Spanien für
Auseinandersetzungen.

 (DR)

Mit der Feier ehrt die Kirche Katholiken, die während der "religiösen Verfolgung" zwischen 1936 und 1939 von Anhängern der Republikaner umgebracht wurden. Die katholische Kirche stand damals überwiegend auf der Seite des putschenden Armeegenerals Francisco Franco (1892-1975). Kritiker werfen der Kirche vor, die Seligsprechung sei politisch motiviert. Der spanische Kurienkardinal Julian Herranz verwahrte sich im Vorfeld gegen die Deutung, die Erhebung der Märtyrer richte sich gegen die antiklerikalen Reformen von Regierungschef Jose Luis Rodriguez Zapatero.

Zugleich kritisierte Herranz ein spanisches Gesetzesvorhaben als "verfehlt", das die Rehabilitierung der Opfer des Franco-Regimes zum Ziel hat. Viele Jahre nach dem tragischen Ereignis des spanischen Bürgerkriegs führe dies nur zu einem Bruch in der Bevölkerung, sagte der Kardinal.

Größte nationale Gruppe von Seligen

Die Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs stellen mit jetzt 978 Glaubenszeugen die größte nationale Gruppe von Seligen der jüngsten Pontifikate. Bereits Papst Johannes Paul II. hatte seit 1987 fast 500 getötete spanische Katholiken seliggesprochen und damit heftige Kritik von Opfern des Franco-Regimes ausgelöst.
Auch Benedikt XVI. ernannte bereits im Oktober 2005 acht spanische Selige.

Zu den neuen Seligen vom Sonntag zählen zwei Bischöfe, 24 Weltpriester und zahlreiche Ordensleute. Die Seligsprechung von 498 Märtyrern ist die größte derartige Zeremonie in der Kirchengeschichte. Johannes Paul II. hatte im März 2001 auf dem Petersplatz 233 Katholiken selig gesprochen; die nächstgrößte Feier war im Mai 1992 mit 123 Seligsprechungen. Jeweils handelte es sich um Märtyrer des Spanischen Bürgerkriegs.

Handgreiflichkeiten in Rom
Wegen der Seligsprechung ist es in Rom zu Handgreiflichkeiten gekommen. Wie die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montag berichtete, entzündete sich der Streit vor der römischen Opus-Dei-Kirche Sant'Eugenio, als linke Aktivisten die neuen Seligen in einen Zusammenhang mit Morden und Folterungen des Franco-Regimes rückten.

Dem Bericht zufolge befestigten sechs Mitglieder linksextremer Gruppen während des Sonntagsgottesdienstes ein Transparent mit dem Text "Wer gemordet, gefoltert und ausgebeutet hat, kann nicht selig sein" sowie eine Abbildung von Picassos Gemälde "Guernica" über dem Eingang der Kirche. Als Messbesucher das Schriftband heruntergerissen hätten, habe sich eine Rauferei mit den teils vermummten Demonstranten entwickelt. Die alarmierte Polizei habe die Parteien getrennt und die Demonstranten vorübergehend festgenommen.