Israel diskutiert Übergabe arabischer Viertel an die Palästinenser

Jerusalem - geteilte Stadt?

In den Friedensverhandlungen mit Palästina ist die israelische Regierung offenbar grundsätzlich zur Teilung Jerusalems bereit. Der stellvertretende Ministerpräsident Haim Ramon hat vorgeschlagen, die arabischen Viertel im Osten der Stadt an die Palästinenser zu übergeben. Von dem Zugeständnis ausdrücklich ausgenommen wäre die Altstadt mit dem Tempelberg, auf dem auch die Al-Aksa-Moschee liegt. Ulrich Sahm erläutert im domradio den Streit um Jerusalem.

 (DR)

Dieser Bereich mit den zentralen religiösen Stätten für Juden, Muslime und Christen soll einer "Sonderverwaltung" unterstehen, sagte Ramon.

Israels Präsident Olmert und Palästinenserpräsident Abbas sollen sich nach Berichten in israelischen Medien darauf verständigt haben, die heiligen Stätten des Islam unter jordanische Aufsicht zu stellen. Die arabischen Bewohner der Altstadt würden jordanische Pässe erhalten. Nach arabischen Berichten soll ein Komitee aus Jordaniern, Palästinensern, Ägyptern Israelis und den Vereinten Nationen soll die Aufsicht über die Stadt Jerusalem übernehmen.

Historischer Konflikt
Schon einmal, vor fast 40 Jahren, war Ostjerusalem unter jordanischer Herrschaft. 19 Jahre lang war die Stadt geteilt. Im Unabhängigkeitskrieg 1948, unmittelbar nach Gründung des Staates Israel erlangte die jordanische Arabische Legion die Herrschaft über das jüdische Viertel der Altstadt Jerusalems und den Osten der Stadt. Nur Westjerusalem blieb israelisches Gebiet. Im Sechstagekrieg 1967 eroberte Israel dann auch den Osten der Stadt. Die 1980 im israelischen Parlament verkündete Proklamation des wiedervereinigten Jerusalem zur "ewigen und unteilbaren" Hauptstadt Israels wurde von den Vereinten Nationen nicht anerkannt.

Eine Teilung Jerusalems heute sei allerdings schwieriger, erläutert Nahostkorrespondent Ulrich Sahm. Die Gebiete hätten sich vermischt, man könne nicht einfach eine gerade Linie durch die Stadt ziehen. Abgesehen von der Bedeutung der religösen Heiligtümer mitten in der Stadt.

Die Einigung über den Status Jerusalems gilt als kritischer Punkt auf dem Weg zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel eroberten Ostteil Jerusalems als ihre Hauptstadt. Im Grundlagenvertrag, den Israel und Palästina 1993 unterzeichneten, ist die Klärung der Jerusalem-Frage vereinbart.

Stimmungstest
Israelische Medien werten den Vorstoß Ramons als Versuch von Regierungschef Ehud Olmert, die öffentliche Meinung auszutesten. Olmert hatte mit Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas vereinbart, bis zur Nahostkonferenz im November den Grundstein für Friedensverhandlungen zu legen.

Zur Vorbereitung der Nahostkonferenz wollen israelische und palästinensische Unterhändler am Montag in Jerusalem zusammenkommen. Sie wollen ein gemeinsames Dokument verfassen, das als Arbeitsgrundlage für die Konferenz im November in den USA dienen soll.

USA lädt zur Nahostkonferenz
Für November haben die USA sechs arabische Staaten zur Nahostkonferenz im US-Staat Maryland eingeladen: Syrien, Libanon, Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien und Katar. Der Status von Jerusalem wird zentrales Thema der Konferenz sein. Ramon nannte die Nahost-Konferenz eine "Gelegenheit, die wir nicht verpassen dürfen". Der von Abbas abgesetzte Premier und Hamasführer Ismael Haniyeh hatte die arabischen Staaten aufgefordert, die Konferenz zu boykottieren.