Der niedersächsische Ministerpräsident zeigt sich beeindruckt

Wulff besucht Papst

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff ist am Freitag mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan zusammengetroffen. Wulff zeigte sich nach dem Treffen beeindruckt vom Heiligen Vater. - Ein weiterer Ministerpräsident hat sich bereits angekündigt.

 (DR)

"Mehr Gegenseitigkeit im Miteinander der Weltreligionen"
Im Mittelpunkt der halbstündigen Audienz standen Fragen von Ökumene und Religionsfreiheit. Die Begegnung habe in ausgesprochen freundlicher Atmosphäre stattgefunden, wie Wulff im Anschluss der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Der Papst habe ihn durch seine "Menschenfreundlichkeit, Klugheit und Informiertheit" beeindruckt, so der Ministerpräsident und Katholik.

Wulff war beim Besuch im Vatikan unter anderen vom Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen, Prälat Felix Bernard, von der Osnabrücker Ordensschwester Eva-Maria Siemer und von seiner Tochter Anna Lena begleitet. Das Verhältnis der Weltreligionen habe er mit Benedikt XVI. aufgrund seiner Erfahrungen als Ministerpräsident diskutieren können, so Wulff.

Bei der Ausbildung islamischer Religionslehrer sei sein Bundesland führend; daher habe er dem Papst von erfolgreichen Projekten berichten können. Zugleich sei auch die Sorge um christliche Minderheiten im Irak und im Libanon zur Sprache gekommen. Hier wünsche man sich "mehr Gegenseitigkeit im Miteinander der Weltreligionen", so der Ministerpräsident.

"Positive Rückwirkungen" des Weltjugendtags
In dem protestantisch geprägten Bundesland herrsche "ein gutes Verhältnis in der Ökumene", betonte Wulff. Zudem spüre man immer noch die "positiven Rückwirkungen" des Weltjugendtages 2005 in Köln. Mit Blick auf den im kommenden Mai stattfindenden Katholikentag in Niedersachsen habe er dem Papst die Begleitung seiner Regierung versichert. Er persönlich wünsche sich eine "starke Rolle der Kirche in der Gesellschaft", erklärte der Landeschef.
Als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz Deutschlands drückte Wulff dem Papst nach eigenen Angaben seine Zweifel darüber aus, dass die Verantwortung vor Gott und dem Menschen doch noch "im ersten Anlauf des europäischen Verfassungsvertrags"

in die Präambel aufgenommen werde. Er habe er in diesem Zusammenhang auf die neue Verfassung Niedersachsens nach der Wiedervereinigung verwiesen. Diese habe auch zunächst keinen Gottesbezug enthalten. Nach einer Volksinitiative von der katholischen und evangelischen Basis sei es jedoch im zweiten Anlauf zu einer Verfassungsänderung und einer neuen Präambel mit dem Verweis auf Gott gekommen. "Das war für den Heiligen Vater sehr interessant", so Wulff. Mit Blick auf die EU-Verfassung habe er angeregt, dass die Kirchen hier gemeinsam einen neuen Vorstoß wagen.

Kirche bei Benedikt XVI. in "allerbesten Händen"
Der Ministerpräsident sieht "die katholische Kirche beim Heiligen Vater in den allerbesten Händen". Es gehe von ihr "viel Gutes aus". Er habe beim Papst auch ein Verständnis für menschliche Schwächen und mangelnde Perfektion gespürt, die man von ihm vielleicht so nicht erwarten würde. "Aber er weiß, dass die Menschen auch fehlen können und dass das Leben Herausforderungen enthält, denen man nicht immer entsprechen kann", so Wulff.

Vor der Privataudienz bei Benedikt XVI. war der Ministerpräsident mit dem vatikanischen "Ökumene-Minister" Kardinal Walter Kasper zusammengetroffen. Themen seien die Religionsfreiheit und die bereits erreichten Fortschritte in der Ökumene gewesen.

Beckstein reist Ende Oktober zum Papst
Der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein
(CSU) will den Papst Ende des Monats treffen. Dies sei ihm sehr wichtig, weil er ein enges Verhältnis zur katholischen Kirche wolle, betonte Beckstein im Gespräch mit dem "Münchner Merkur" (Freitag). Das sage er auch ausdrücklich als erster evangelischer Ministerpräsident Bayerns.

"Es ist ein Segen für unser Land, dass es bei uns eine starke Volkskirche gibt." Beckstein wird demnach am 27. Oktober im Vatikan unter anderem dem Konzert des Symphonieorchesters und Chor des Bayerischen Rundfunks zu Ehren von Benedikt XVI. beiwohnen.