Vor 25 Jahren wurde Sachsens erster ev. Kirchbau nach dem Krieg geweiht

Gotteshaus im Plattenbau-Viertel

Eberhard Burger kann sich noch gut an seinen ersten Sakralbau erinnern. Weit vor der Wiedererrichtung der Dresdner Frauenkirche, nämlich 1980 bis 1982, wirkte er als leitender Ingenieur beim ersten sächsischen Kirchenbau seit 1945 mit: dem Gemeindezentrum im Neubaugebiet Prohlis. Das Haus feiert jetzt sein 25-jähriges Jubiläum.

 (DR)

"Selbst die Nichtchristen waren auf den Bau gespannt"
Mit einer Festwoche soll an die Gemeindearbeit erinnert werden, aber auch an die Schwierigkeiten, in einem nach DDR-Idealen konzipierten Stadtteil eine Kirche zu bauen. "Selbst die Nichtchristen waren auf den Bau gespannt", erinnert sich Burger. "Wichtige Zweckbauten waren entfallen, so dass zumindest die Einrichtung eines Jugendtreffs in der Kirche heiß erwartet wurde."

Möglich gemacht hatten das moderne Gotteshaus Annäherungsversuche von Staat und Kirche im März 1978. Im Ergebnis des Treffens zwischen Staatsrat und dem Vorstand des Bundes evangelischer Kirchen wurden protestantische Kirchen in Plattenbaugebieten in Rostock, Berlin und Dresden errichtet.

Allerdings unter einer Auflage: "Der Bau musste über das Limex-Programm abgewickelt werden", sagt Burger, der damals frisch aus dem staatlichen Bauwesen kam und als Vertreter der Bauherrenschaft, der Landeskirche Sachsen, über die technischen Geschicke wachte. "Limex bedeutete, Material im Osten kaufen, der Westen zahlt", erzählt der damalige Kirchengemeindechef Gottfried Gränitz. In diesem Falle die Westkirche. "Die Einrichtung musste die Gemeinde zahlen." Konzipiert wurde der nach biblischem Vorbild als Doppelzelt gehaltene Bau von Architekt Heiner Göpfert. Baukosten: 1,1 Millionen DM, Ausstattung: 75 000 DDR-Mark.

"Ein richtiger Baupfarrer"
Über den gelernten Werkzeugschlosser Gränitz ist Burger voll des Lobes. "Ein richtiger Baupfarrer. Der stand morgens mit dem Schweißgerät auf der Baustelle." Gränitz wiederum lobt Burger: "Er bekämpfte energisch Qualitätsmängel." So habe dieser am Prohliser Dachstuhl schlechtes Holz entdeckt und die ganze Konstruktion kurzerhand abreißen lassen.

Gränitz' Pfarrkollege war damals Martin Lerchner. Der heutige Oberlandeskirchenrat hat sich zur Wende 1989 einen Namen als Moderator des Dresdner Runden Tischs gemacht. Mit von der Bau-Partie war auch Hartmut Häckel. Der ehemalige Vize-Regierungssprecher war in Prohlis 1980/81 nach seinem Lehrer-Berufsverbot als Hausmeister angestellt. Nur ein Glockenturm kam 1982 nicht. "Uns wurde signalisiert, dass es dafür keine Genehmigung gibt", sagt Burger. "Also haben wir ihn gar nicht erst beantragt." Das wurde inzwischen nachgeholt - seit 2007 hat auch Prohlis einen Kirchturm.

"Inzwischen ist unsere Kirche fester Bestandteil von Prohlis"
Verwaltungstechnisch wurde die Kirche in Prohlis 1980-1982 vom Namensvetter des ersten Frauenkirche-Baumeisters George Baer, Otto Baer, betreut. Er war zu DDR-Zeiten Baureferent des Landeskirchenamtes. Eine familiäre Verbindung zu George besteht allerdings nicht. Dafür waren die Prohliser bis 1674 sogar selbst einmal Mitglied der Frauenkirchgemeinde.

"Inzwischen ist unsere Kirche fester Bestandteil von Prohlis", sagt Gemeindesprecher Häckel. Das Haus steht allen offen, ganz besonders zur Festwoche. Die Predigt hält am 7. Oktober Gottfried Gränitz, was er für ein gottgewolltes Wunder hält. Der Pfarrer in Rente war 2006 in der Sächsischen Schweiz schwer verunglückt.