Die Spaltung der Anglikanischen Kirche setzt sich weiter fort

Wachsende Spannungen

Die Spaltungstendenzen innerhalb der anglikanischen Weltgemeinschaft setzen sich fort. Im kenianischen Nairobi wurden nun zwei Bischöfe für die Seelsorge in den USA geweiht, die nicht mehr der Jurisdiktion der liberalen US-Anglikaner unterstehen. Diese parallele Kirchenstruktur widerspricht dem anglikanischen Prinzip der eigenständigen Nationalkirchen und ist eine Reaktion auf die wachsenden Spannungen zwischen Konservativen und Liberalen.

 (DR)

Die neuen Bischöfe, Bill Murdoch aus Massachusetts und Bill Atwood aus Texas, waren nach der Bischofsweihe eines offen Homosexuellen unter Protest aus der US-Episkopalkirche ausgetreten. Sie sollen nun im Auftrag der konservativ geprägten kenianischen Anglikaner jene Gläubigen und Gemeinden in den USA betreuen, die nicht mehr unter liberaler Leitung stehen wollen.

Bei der Weihe waren nach BBC-Angaben zahlreiche Vertreter afrikanischer Nationalkirchen anwesend, die die führende Kraft der Konservativen in der anglikanischen Weltgemeinschaft bilden.

Weitere Parallelkirchen geplant
Kenias Erzbischof Benjamin Nzimbi erklärte im Vorfeld, die Weihe diene nicht dazu, die Gräben innerhalb der Gemeinschaft zu vertiefen. Sie sei eine christliche Antwort auf einen pastoralen Hilferuf von Anglikanern in den USA. Im Mai hatte bereits der Wortführer des weltweiten konservativen Kirchenflügels und Primas von Nigeria, Erzbischof Peter Akinola, mit Martin Minns einen eigenen Bischof für die USA eingesetzt. Weitere Gründungen von Parallelkirchen für Konservative sind britischen Presseberichten zufolge geplant.

Auslöser für den internationalen Aufruhr unter konservativen Anglikanern war die Bischofsweihe des offen homosexuellen US-Geistlichen Gene Robinson 2003. In der Folge vertiefte sich nicht nur der Graben zwischen konservativem und liberalem Flügel weltweit. Auch innerhalb der US-Kirche bildete sich eine Opposition zur Leitung in Washington, die Robinsons Weihe unterstützt hatte.

Neuer Rückschlag für Rowan Williams
Die Weihe in Kenia ist ein neuerlicher Rückschlag für das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury. Er bemüht sich seit Jahren, die auseinanderdriftenden Flügel zusammen zu halten. Eine Spitzenkonferenz unter seiner Leitung rief die USA ultimativ auf, ihren liberalen Kurs bis zum 30. September aufzugeben. An die Konservativen appellierte der Primas der Kirche von England vergeblich, auf radikale Schritte wie die Bildung von Parallelkirchen zu verzichten.

Im Mai hatte Williams versucht, mit einer Ankündigung die Lage zu beruhigen: Weder der homosexuelle Bischof Robinson noch der Konservativen-Bischof Nigerias für die USA, Minns, sollten demnach zur nächsten Lambeth-Konferenz, dem höchsten Beschlussgremium der Anglikaner, 2008 eingeladen werden. Beide Flügel reagierten auf Williams' Entscheidung aber erneut mit Wut.