Deutsche Schulen: „Trend in Richtung Verstaatlichung von Erziehung“

Zuwenig Zeit für Bildung

Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, mahnt angesichts des Weltbildungskongress in Berlin fehlende Zeit für Vermittlung von Bildung an

 (DR)

Laut Kraus lädt die Gesellschaft unglaublich viele Probleme in der Schule ab. Eltern delegierten originäre Erziehungsaufgaben an die Schule, das raube den Lehrern die Zeit für die Vermittlung anspruchsvoller Qualifikationen. Lehrer seien inzwischen Elternersatz, Medien-, Freizeit- und Konsumerzieher sowie Anti-Gewalt-Trainer. Man müsse aufpassen, dass die Bildung nicht „zur Seite kippe". Kraus: „Ich sehe einen Trend in Richtung Verstaatlichung von Erziehung."

Josef Kraus, selbst Lehrer an einem bayerischen Gymnasium, erhofft sich von dem Weltbildungskongress eine Aufwertung des Lehrerberufs in Deutschland. In den vergangenen Jahrzehnten sei es nahezu ein Volkssport gewesen, über Lehrer zu schimpfen und sie als „faule Hunde" zu bezeichnen. In anderen Ländern sei das Ansehen dieser Berufsgruppe besser und folglich die Bereitschaft von Eltern, mit der Schule zusammen zu arbeiten, ausgeprägter.

Der Weltbildungskongress dauert noch bis zum kommenden Donnerstag. 1800 Lehrer aus der ganzen Welt nehmen daran teil. Für Kraus ist ein Ziel der Tagung die Förderung der Landesentwicklung für Schwellen- und Entwicklungsländer. Diese Länder müssten mehr in die Bildung investieren, um langfristig in ihrer Entwicklung vorankommen.