SPD kritisiert Schavans Forderung nach erleichtertem Zuzug ausländischer Arbeitnehmer

Fachkräfte dringend erwünscht?

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz, hat den Vorstoß von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) für eine leichtere Zuwanderung von Fachkräften als "Schnellschuss" bezeichnet. Schavan (CDU) hatte unter anderem vorgeschlagen, den im Zuwanderungsrecht festgesetzten Mindestverdienst für ausländische Arbeitnehmer von 85.500 Euro im Jahr zu senken. Im domradio fordert Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin, eine "offenere Zuwanderungspolitik".

 (DR)

Wenn die Konjunktur in Deutschland anziehe, würden auch die Klagen über mangelnde Fachkräfte zunehmen, so Brenke. Dabei würden die "eigenen Sünden" vergessen wie etwa eine nicht ausreichend vorausschauende Personalpolitik.

Die Förderung der Zuwanderung von Fachkräften sei im Hinblick auf die demographische Entwicklung Deutschlands richtig, da der Nachwuchs immer geringer würde. "Die Zahl der Jugendlichen wird in den nächsten Jahren abnehmen und die Auszubildenden werden uns fehlen", so Brenke. Schon daher müsse man auf Zuwanderung setzen, sagte Brenke weiter.

Fast alle Industrieländer stünden vor dem Problem des mangelnden Nachwuchses.
"Man muss sich um Zuwanderer bemühen, man steht im internationalen Wettbewerb", sagte Brenke. Deutschland brauche daher eine "offenere Zuwanderungspolitik". Dennoch dürfe man nicht vergessen die Qualifizierung von Fachkräften auch im Inland zu fördern.

SPD: Schlecht für einheimische Arbeitslose
"Es ist ein billiger Weg, einfach fertig ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland wegzuholen", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Wiefelspütz, am Dienstag dem epd in Berlin. Damit würden die einheimischen Arbeitslosen weiter abgehängt. Auch in den Herkunftsländern der gut ausgebildeten Zuwanderer könne deren Wegzug Folgen haben.

Laut einem neuen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung muss Deutschland sehr viel "schneller und in größerem Umfang als die meisten anderen OECD-Länder auf eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung reagieren". Die OECD rät, den Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte zügig zu öffnen, um einem Arbeitskräftemangel vorzubeugen. Die Organisation schließt sich damit den Appellen von Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaften und Opposition an.