Dresdner Elbtal bleibt Weltkulturerbe - vorläufig

UNESCO kompromissbereit

Das Dresdner Elbtal bleibt vorläufig auf der Welterbeliste der UNESCO. Allerdings werde das Tal wegen der Pläne für den Bau der Waldschlößchenbrücke weiterhin zu den gefährdeten Weltkulturerbestätten gezählt, sagte Stadtsprecher Kai Schulz der Nachrichtenagentur ddp am Montag. Die UNESCO hatte gedroht, dem Elbtal den 2004 zuerkannten Titel wieder zu nehmen, falls die Brücke in der ursprünglich geplanten Form gebaut wird. Die Stadt, die durch einen Bürgerentscheid an einen Brückenbau gebunden ist, hat sich daher für alternativen Entwurf ausgesprochen.

 (DR)

Alternative Brückenentwürfe gesucht
Dresden hat nun laut Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) bis 1. Oktober Zeit, alternative Entwürfe für den Brückenbau vorzulegen. Das Welterbekomitee will den Status des Elbtals im nächsten Jahr erneut überprüfen. Sollte der ursprüngliche Plan zur Ausführung kommen, werde mit dem Elbtal erstmals ein Eintrag von der Weltkulturerbeliste gestrichen, bestätigte die UNESCO ihre Drohung.

Feßenmayr hatte in Christchurch, Neuseeland, einen Alternativentwurf mit einer anders gestalteten Brücke an der gleichen Stelle des Elbtals vorgestellt. Die UNESCO habe diesem jedoch nicht gleich zugestimmt, sondern die Überprüfung von Alternativen gefordert, sagte der CDU-Politiker

Feßenmayr sprach von einer "Öffnung" der UNESCO und einem guten Zeichen für Dresden. Angesichts der Umsetzung der Forderung zeigte er sich jedoch pessimistisch. "Das ist eine so komplizierte Angelegenheit - die kann man fast nicht klar machen", sagte er. Aus rechtlichen Gründen müsse der Brückenbau möglichst zügig umgesetzt werden. Die von der UNESCO geforderten neuen Planungen bräuchten aber Zeit. Er warnte, mit der neuen Planung dürfe am Ende nicht die Brücke selbst verspielt werden.

Auch Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD) begrüßte die Entscheidung. Jetzt sei "ernsthafte Kompromissbereitschaft" gefragt, um den Bürgerentscheid für den Bau der Brücke von 2005 zu erfüllen und zugleich den Welterbetitel zu erhalten. Die UNESCO habe sich offenbar vom politischen Willen zur Lösungssuche überzeugen lassen.

Die Stadt Dresden sei derzeit nicht mehr Herrin des Brückenbaus. Sie müsse jetzt sehen, wie das Regierungspräsidium auf die neue Lage reagiere, sagte Stadtsprecher Kai Schulz.  Doch der Freistaat Sachsen will am Bau der umstrittenen Waldschlößchenbrücke festhalten.
"Die Nachricht aus Neuseeland kommt einer Erpressung nahe", erklärte der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) am Montag. Das UNESCO-Welterbekomitee ignoriere die Rechtslage nach dem Bürgerscheid für den Brückenbau.

Seit einem Jahr auf der roten Liste
Die UNESCO hatte das Elbtal im vergangenen Jahr auf die Rote Liste der bedrohten Welterbestätten gesetzt und gedroht, ihm den 2004 zuerkannten Titel wieder zu nehmen, falls die Brücke in der ursprünglich geplanten Form gebaut wird. Grund ist die Furcht vor einschneidenden Veränderungen der Kulturlandschaft durch ein dominantes Brückenbauwerk.

Die Stadt Dresden, die durch einen Bürgerentscheid an einen Brückenbau gebunden ist, hat sich daher für einen alternativen Entwurf ausgesprochen. Gleichzeitig versucht sie, den Baubeginn zu verhindern, den das Regierungspräsidium Dresden angeordnet hat. Mit ihren Klagen vor Gericht hatte die Stadt jedoch keinen Erfolg. Anfang Juni stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass der Bürgerwille höher bewertet werden könne als die Vorgaben der UNESCO.

Bundestag hat Mitverantwortung
Der Deutsche Kulturrat begrüßte die Entscheidung der UNESCO.
Zugleich gab der Spitzenverband der Bundeskulturverbände dem Bundestag eine Mitverantwortung an dem Streit. Dieser wäre zu vermeiden gewesen, wenn das Parlament rechtzeitig ein
Ausführungs- und Begleitgesetz zum UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt beschlossen hätte, kritisierte Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Der Bundestag müsse schleunigst seine Hausaufgaben machen, um weitere peinliche Auseinandersetzungen wie in Dresden zu verhindern.