Demonstranten durchbrechen

Überraschungscoup der G8-Gegner

Polizeisirenen heulen pausenlos in Bad Doberan. Karawanen von Einsatzwagen verlassen plötzlich den Ort, errichten Straßensperren bei Reddelich, in der Nähe des Demonstrantencamps, und versuchen bei Admannshagen der Tausenden Demonstranten Herr zu werden. Am frühen Mittwochmittag ist es den Gipfel-Gegnern mit einem Trick gelungen, für einige Zeit die Straße von Bad Doberan nach Heiligendamm kurz vor dem Sicherheitszaun zu blockieren.

 (DR)

Sie sind quer durch den Wald gewandert, errichteten hinter sich Sperren aus Ästen, damit ihnen die Beamten nicht so schnell folgen können. Wasserwerfer werden eingesetzt, um die Demonstranten von dem Sicherheitszaun fernzuhalten. Auch beim Kontrollpunkt Rennbahn blockiert unterdessen eine weitere Gruppe von mehreren Tausend Demonstrationen eine Zugangsstraße.

Während die Demonstranten die Straßenblockade fünf Kilometer von Bad Doberan entfernt durchbrechen, sitzen einige Globalisierungsgegner friedlich im Camp in der Mitte des Ortes. Sie warteten auf weitere Informationen und seien ganz entspannt, ist zu hören. Auf Fragen von Journalisten reagieren viele verärgert. "Wir verraten nichts" oder "Jetzt reicht es aber".

Uwe Reinecke von der Infostelle Militarisierung erzählt dagegen gern von seinen Beweggründen, hier zu demonstrieren. Er wisse, dass er auf der richtigen Seite stehe und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der falschen. Zwar verhindere er mit seinen Protesten nicht den G8-Gipfel, er wolle aber seine Meinung kundtun.

Die rund 300 Einwohner Bad Doberans geben sich meist solidarisch mit dem Infopunkt der Globalisierungsgegner in ihrer Ortsmitte. Sie brächten teils sogar Kaffee und Kuchen vorbei, freut sich der Göttinger Aktivist Reinecke. In den meist sanierten und hübschen Häusern des Dorfes, durch den die Schmalspurbahn "Molli" fährt, hängen viele "Pace"-Flaggen in Regenbogenfarben. Die Leute versorgen sich untereinander mit Informationen und zeigen sich interessiert an den Vorgängen bei den Straßenblockaden.

Der 27-jährige Steve kann derweil sein Handy kaum noch zur Seite legen. Ständig wird der Mitarbeiter einer Sanitätergruppe angerufen. Er solle endlich ärztliche Helfer zu den Demonstranten in Reddelich schicken, wird über das Telefon gefordert. Man fürchtet, dass es erneut Auseinandersetzungen geben könnte. Steve redet mit den drei Sanitätern am Infopunkt Bad Doberan. Zwei machen sich sofort auf den Weg. "Er sei überzeugter Pazifist", betont Steve und unterstütze vehement die Inhalte, die die Linken transportierten. Der Anti-Atom-, Anti-G8- und Friedensbewegung wolle er helfen.

Während einige der Campteilnehmer es sich auf Holzbänken in Bad Doberan bequem machen, Kaffee trinken und sich sonnen, blockieren andere Demonstranten die Bäderbahn "Molli" bei Kühlungsborn, mit der auch Journalisten zum Tagungszentrum in Heiligendamm gelangen. Noch ist die Atmosphäre trotz des Überraschungscoups der Demonstranten gelassen. Aber Unbehagen macht sich doch bei einigen Einwohnern breit. "Das ganze eskaliert wohl", fürchtet die Mitarbeiterin einer örtlichen Bäckerei.