Militante G8-Gegner kostümieren sich vermeintlich harmlos

Die Clown-Army

Das konnte ein TV-Korrespondent der Anti-G8-Demos am Montag in Rostock gar nicht verstehen: "Diesem Clown wird sogar seine Wasserpistole abgenommen", merkte er als Kommentar kritisch an. Was der Journalist ganz offenbar nicht wusste: Dieser "Clown" gehört zu einer Gruppe, die unter Spaß etwas anderes versteht: Die "Clown Army" gehört zu den radikalen G8-Gegnern, äußert ihren Protest auch gewaltsam und kostümiert sich dafür als vermeintlich harmlos.

 (DR)

Die Gewalttäter, die seit den Exzessen vom Samstag die Schlagzeilen und Bilder des G8-Gipfels dominieren, sind laut Polizei auf ihre Weise kreativ. Einige der Globalisierungskritiker trügen beispielsweise Schaumstoff unter ihrer Kleidung oder verbänden sich die Hände, um kräftiger zuschlagen. "Andere haben Messer dabei", erklärt Polizeisprecher Manfred Lütjann am Dienstag in Rostock. Am Wochenende waren mehrere Beamte direkt mit Messern attackiert worden.

Auch Rauchbomben würden von manchen Chaoten eingesetzt, so Lütjohann. Rund 50 Polizisten hatten dadurch am Montagabend Augenreizungen erlitten. Wieder andere kamen mit Hammer und Meißel im Rucksack nach Rostock, um dort kiloschwere Brocken aus dem Pflaster zu hacken, mit denen sie die Polizeibeamten bewarfen. Das sei schon eine "neue Qualität" in der Vorbereitung auf Auseinandersetzungen mit der Polizei, sagt Lütjann.

Nach seinen Angaben fallen unter den Gewaltbereiten besonders zwei Gruppen auf: der so genannte, sattsam bekannte "Schwarze Block" und eben die "Clown Army". Deren Mitglieder kostümierten sich, um die "Gewalttaten anders aussehen" zu lassen. Bereits bei Aktionen von Castor-Gegnern sei die Polizei auf die mit roter Nase, Schminke und Clownskostüm verkleideten Demonstranten aufmerksam geworden.

Mehrere Homepages von Clown-Mitgliedern weisen darauf hin, dass es sich bei ihren Protesten um "kreativen Widerstand" handele. Auf der englischen Homepage clownarmy.org ist nachzulesen, dass sie dort, wo Bomben ihr Ziel verfehlten, möglicherweise mit spöttischem Gelächter erfolgreich seien. Möglicherweise. Oder auch anders, wie in Rostock.

Mit ihren Wasserpistolen sorgten die Clowns jedenfalls bei der Polizei für Tränen: Acht Beamte mussten sich in ärztliche Behandlung begeben, nachdem sie mit noch unbekannten Flüssigkeiten bespritzt worden waren. Sie erlitten Hautreizungen. Auf der Demonstration gegen die ASEM-Außenministerkonferenz am 28. Mai in Hamburg waren bereits einige Clowns zum Einsatz. Sie wollten die "Leute bespaßen" und dass sie in Heiligendamm Tausende sein würden, hatten die handgreiflichen Humoristen angekündigt. Täglich würden neue Clowns rekrutiert, hieß es.