Auf künftige Multiplikatoren gesetzt
Der Clericus Cup, aus einer Idee des fußballbegeisterten Kardinal-Staatssekretärs Tarcisio Bertone geboren und flugs zur "päpstlichen Meisterschaft" geadelt, war beileibe keine bloße Spaßveranstaltung. Der kirchliche Sportverband Centro Sportivo Italiano (CSI) will Leibesertüchtigung als Mittel der Jugendseelsorge stärker in die Pfarreien bringen - und setzt bei den künftigen Multiplikatoren an.
Mit Trommeln und Fanfaren sind die Tifosi am Finaltag auf den Nachbarhügel des Vatikan zum Kardinal-Spellman-Stadion hinaufgezogen. Dort drängen sie sich zu ein paar Hundert auf der kleinen Tribüne, wie bei unzähligen Provinzturnieren auch. Nur, dass hier der Petersdom die Kulisse bildet, die Schlachtgesänge "Gloria, Gloria, Halleluja" lauten und es auf dem Kunstrasen etwas christlicher zugeht: Wer grob unfair spielt, kriegt die Blaue Karte und muss fünf Minuten auf die Strafbank - eine kleine Exkommunikation sozusagen.
Fußball als pädagogisches Mittel
Aus Sicht des CSI-Präsidenten Edio Costantini soll der Clericus Cup die menschlichen Werte des Sports wieder ins Spiel bringen. Für ihn ist das Turnier schon durch die Teilnahmequote der internationalen Priesterseminare Roms ein Erfolg. "Es ist gelungen, die Seminaristen zu überzeugen, dass sie auf Fußball als pädagogisches Mittel setzen können." Mit Blick auf Italien, wo der CSI 850.000 eingetragene Mitglieder hat, hofft Costantini auch auf neuen Schwung für die Oratorien - die nur dem Namen nach etwas mit Gebet zu tun haben. Faktisch spielt sich auf diesen pfarreigetragenen Bolzplätzen jedoch ein Hauptteil der kirchlichen Jugendarbeit ab.
Auch den Athleten des Clericus Cup geht es nicht nur ums Gewinnen. "Wir wollen eine andere Art von Wettkampf zeigen", sagt Rolando Laime Rojas die Nummer 10 der Legionäre Christi. Er meint damit einen Kontrast zu den kriegsähnlichen Szenen aus vielen Fussballstadien die unlängst den italienischen Fußball in Misskredit brachten. Der junge Bolivianer trägt unter seinem Trikot ein Hemd mit der Aufschrift "Jesus rettet uns" - ein Satz, der laut Laime auf dem Spielfeld wie im übrigen Leben für Sieger und Verlierer gleichermaßen gelten soll.
Bunter Mix aus 51 Nationalitäten
So bunt der Mix von 51 Nationalitäten in den Mannschaften ist, so unterschiedlich ist das Temperament der Teams und ihrer Schlachtenbummler. Die rührigen Legionäre beschallen den Platz mit Trommeln und Singen, während der gegnerische Fanblock vom Opus Dei das Spiel um den dritten Rang eher verhalten verfolgt.
Nur als sich die 3:1-Niederlage immer deutlicher abzeichnet, hebt der Opus-Dei-Trainer - im dunklen Clergyman und mit Sonnenbrille - ein paar Mal verzweifelt die Arme. Unter den Finalisten hat die Neokatechumenats-Bewegung die lautesten Chöre mitgebracht - und am Ende Erfolg: Nach hartem Match erringt "Redemptoris Mater" mit 1:0 durch Strafstoß die Trophäe, eine Bronzeskulptur in Form eines Fußballs mit dem traditionellen römischen Seminaristen-Hut, dem Saturno.
Noch am Morgen hatten die Organisatoren in Aussicht gestellt, Kardinal-Staatssekretär Bertone persönlich werde die Siegerehrung vornehmen; aber dann lässt sich der zweite Mann im Vatikan doch wegen dringenderer Termine entschuldigen. Über seinen früheren Vorschlag, eine vatikanische Nationalelf aufzustellen, spricht beim Finale niemand mehr. Stattdessen kündigt der CSI-Präsident schon für den Herbst eine zweite Runde des Clericus Cup an - "mit mehr Mannschaften und mehr Seminaren". Laime, der Stürmer der Legionäre, verzieht sich unterdessen rasch vom Platz. Anfang der Woche wartet ein neues Match auf ihn: die Prüfung in Sakramentenlehre.
Im Vatikan endet der Clericus Cup für angehende Pfarrer
Kicken für Jesus
Es gab harte Worte, Fouls und Platzverweise - aber am Schluss umarmten sie sich doch als echte Brüder in Christo. In 58 Spielen ermittelten 16 internationale Priesterseminare und theologische Fakultäten in Rom die besten Nachwuchskicker. Am Samstag endete das dreimonatige Turnier. Den Sieg trug das Team mit den lautesten Chören davon.
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