Osteuropäische Bischöfe ziehen nach Treffen gemischte Bilanz

Es war an der Zeit

Kardinäle und Bischöfe aus fünf postkommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas haben bei einer gemeinsamen Tagung in Prag bis Donnerstag die Beziehungen zwischen Staat und Kirche diskutiert. Fast zwei Jahrzehnte nach der Wende sei es an der Zeit, Erfahrungen auszutauschen, erklärte der Prager Kardinal Miloslav Vlk zum Auftakt. Seine Bilanz fiel gemischt aus. Und ernüchternd für sein Heimatland.

 (DR)

Staat-Kirche-Verhältnis das schlechteste in Europa
Nach Einschätzung des Prager Kardinals Miloslav Vlk ist das Verhältnis zwischen Staat und Kirche in der Tschechischen Republik so schlecht wie in keinem anderen postkommunistischen Land Europas. "Wir waren uns einig, dass die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Kroatien und Ungarn am besten sind", sagte Vlk am Donnerstagabend zum Abschluss einer zweitägigen Tagung von Kardinälen und Bischöfen aus Mitteleuropa in Prag. In Polen sei die Position der Kirche auch schon vor der Wende von 1989 relativ stark gewesen.

Vlk kritisierte, dass in Tschechien weder die Rückgabe des zu kommunistischen Zeiten enteigneten Kirchenbesitzes noch die Finanzierung der Glaubensgemeinschaften geklärt sei. Als einziges mitteleuropäisches Land habe es zudem noch keinen Staatsvertrag mit dem Vatikan abgeschlossen.

Gute Noten bei Medien
Besonders gut stehe die tschechische katholische Kirche dafür auf dem Gebiet der Medien da, betonte der Kardinal. Die Tschechische Republik sei das einzige postkommunistische Land mit einem katholischen Fernsehsender (TV Noe). Positiv verzeichneten die Bischöfe auch die Internet-Informationsportale der Kirche in Slowenien und Kroatien.

Teilnehmer der Konferenz waren unter anderen der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jan Graubner, seine Amtskollegen aus Kroatien, Kardinal Josip Bozanic, der Slowakei, Bischof Frantisek Tondra, aus Slowenien, Erzbischof Alojzij Uran, und Ungarn, Kardinal Peter Erdö. Die polnische Delegation sagte wegen einer Sitzung ihrer Bischofskonferenz ab.