Der demografische Wandel birgt zunehmend Risiken für das deutsche Bildungssystem und dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit im Hochschulbereich. Dies geht aus der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. In dem Bericht heißt es, Deutschland drohe den Anschluss bei der Ausbildung von Hochschulabsolventen zu verlieren.
Akademikermangel
Der Studie zufolge bildet Deutschland bei wachsendem Bedarf einer Wissensgesellschaft zu wenig Hochschul- und Fachhochschulabsolventen aus. Ihre Zahl lag für das Berichtsjahr 2004 bei 20 Prozent gegenüber 34,8 Prozent im OECD-Durchschnitt. Allerdings ist dabei nicht die deutschlandspezifische duale Ausbildung einbezogen. Bei Postgraduierten und Doktoranden gehört die Bundesrepublik weiter zur Spitzengruppe.
Auch wegen des Geburtenrückgangs kann die Bundesrepublik nach Einschätzung des Autors der Studie, Andreas Schleicher, den Bedarf an gut ausgebildeten Kräften künftig nicht mehr befriedigen. Derzeit weist Deutschland aber bei den Sekundarstufe-II-Abschlüssen Abitur oder abgeschlossener Lehre mit 84 Prozent noch gute Ergebnisse auf. Allerdings sei diese Quote inzwischen auch international zur Norm geworden, betonte Schleicher.
Demografischer Wandel
Der parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium, Andreas Storm (CDU), sagte, im Dezember solle zwischen Bund und Ländern ein Hochschulpakt geschlossen werden mit dem Ziel, bis 2013 die Zahl der Studierenden auf insgesamt 2,5 Millionen zu erhöhen. In einer Gesellschaft, in der der Anteil der Älteren stetig steige, müsse zudem «die berufsbegleitende Weiterbildung zum Standard werden», betonte Storm.
Laut Studie nehmen an diesen Angeboten in Deutschland nur 12 Prozent der in Frage kommenden Personen teil; der OECD-Durchschnitt betrage 18 Prozent. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave (SPD), forderte mehr Durchlässigkeit und eine besser Förderung von Angehörigen sozial schwacher und bildungsferner Schichten.
Die Zahl der Studienanfänger ist laut Studie zwar gestiegen, allerdings langsamer als in Vergleichsländern. Außerdem ist das Potenzial an Abiturienten weitgehend ausgeschöpft. Schleicher verlangte deshalb flexiblere Zugangsbedingungen zum Studium. Mit der Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen seien hier wichtige Voraussetzungen geschaffen. Der Hochschulbereich müsse vielfältiger werden und flexibler auf die Nachfrage eingehen.
Gute Ausbildung ist laut Analyse sowohl individuell wie volkswirtschaftlich eine lohnende Investition.
Hochschulabsolventen verzeichneten überdurchschnittliche Einkommensvorteile im späteren Beruf, während sich die Chancen von gering Qualifizierten am Arbeitsmarkt zusehends verschlechterten. Schleicher verlangte hier Weiterbildungsangebote.
Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen
Nach der Untersuchung zeigen sich weiter deutliche Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen bei gleicher Qualifikation. Dies sei auf unterschiedliche Karriereentscheidungen und eine andere Arbeitsmarktbeteiligung zurückzuführen. In der Bundesrepublik habe der Einkommensnachteil im Gegensatz zu anderen Staaten tendenziell sogar noch zugenommen.
Kritik übt die Studie an der Finanzausstattung des deutschen Bildungssystems. So lag der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt 2003 mit 5,3 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent. Erdsiek-Rave verlangte, die durch den Schülerrückgang frei werdenden Mittel in eine bessere Bildung zu investieren. Die Studie plädiert dafür, die frühkindliche Bildung weitgehend öffentlich zu finanzieren. Im Hochschulbereich seien zusätzliche öffentliche wie private Mittel zu mobilisieren. Studiengebühren halten laut Schleicher nicht zwangsläufig von einer Hochschulausbildung ab.
(dr, kna, ddp)
Neue OECD-Studie zur Bildung
Deutschland fällt bei Hochschulbildung weiter zurück
Der demografische Wandel birgt zunehmend Risiken für das deutsche Bildungssystem und dessen internationale Wettbewerbsfähigkeit im Hochschulbereich. Dies geht aus der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. In dem Bericht heißt es, Deutschland drohe den Anschluss bei der Ausbildung von Hochschulabsolventen zu verlieren.AkademikermangelDer Studie zufolge bildet Deutschland bei wachsendem Bedarf einer Wissensgesellschaft zu wenig Hochschul- und Fachhochschulabsolventen aus.
Share on