Ruprecht Polenz war Jahrzehnte lang eine der prägenden Stimmen der deutschen Außenpolitik. Der 1946 im sächsischen Denkwitz bei Bautzen geborene Jurist gehörte dem Deutschen Bundestag von 1994 bis 2013 an und profilierte sich dort besonders als Experte für internationale Beziehungen. Von 2005 bis 2013 stand er an der Spitze des Auswärtigen Ausschusses – ein Amt, das ihn zu einem der einflussreichsten außenpolitischen Parlamentarier Deutschlands machte.
Inhaltlich widmete Polenz sich vor allem den Krisen und Herausforderungen des Nahen und Mittleren Ostens: Iran, die Türkei und der israelisch-palästinensische Konflikt gehörten zu seinen Schwerpunktregionen. Sein besonderes Interesse galt zudem den politischen Auswirkungen des Islam sowie den transatlantischen Beziehungen, die er als Grundpfeiler deutscher Außenpolitik versteht.
Innerhalb der CDU engagierte Polenz sich über viele Jahre hinweg in der Führungsebene: als Generalsekretär der CDU Deutschlands (2000), im Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen, im Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie im Bundesfachausschuss für Außen-, Europa- und Sicherheitspolitik.
Vor seiner politischen Karriere arbeitete Polenz bereits seit 1980 für die Industrie- und Handelskammer Nordwestfalen, ab 1984 als Geschäftsführer für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Für seine Zeit im Bundestag wurde er von der IHK beurlaubt.
Politische Verantwortung übernahm Polenz schon während seiner Studienzeit in Münster, wo er Jura studierte und beide Staatsexamina ablegte. Er engagierte sich in der Fachschaft, im Studentenparlament und später in hochschulpolitischen Gremien. Er war Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Studentenschaften, Landesvorsitzender des RCDS NRW und viele Jahre kommunalpolitisch aktiv – unter anderem im Rat der Stadt Münster, dessen CDU-Fraktion er ein Jahrzehnt lang führte.
Ruprecht Polenz zeigt ein weitreichendes ehrenamtliches Engagement. Unter anderem war er Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft sowie Vorsitzender der Christlich-Muslimischen Friedensinitiative. Zahlreiche Beirats- und Kuratoriumsmandate – etwa bei der Atlantischen Initiative, dem ECFR, der Stiftung Entwicklung und Frieden oder der Westfälischen Herzstiftung – unterstreichen seinen Ruf als vernetzter Denker und Mittler zwischen Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
2013 verabschiedete sich Polenz nach 19 Jahren aus dem Bundestag. Der bewusste Schritt, nicht erneut zu kandidieren, markierte für ihn den Beginn eines neuen Lebensabschnitts – mit mehr Zeit für seine Familie, zu der seine Frau, vier Kinder und mehrere Enkel gehören.