Jahreslosung

Eine Frau liest in einer Bibel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Frau liest in einer Bibel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Seit 1930 gibt es die ökumenische Tradition eines Bibelwortes, das als Jahreslosung Christinnen und Christen ein Jahr lang begleiten soll. Die Idee dazu hatte der württembergische evangelische Pfarrer und Liederdichter Otto Riethmüller (1889-1938), der Mitglied der NS-kritischen Bekennenden Kirche war. Zunächst waren die biblischen Jahreslosungen für die Jugendarbeit gedacht und sollten das tägliche Bibellesen fördern. "Ich schäme mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht" (Römer 1,16) lautete die erste Jahreslosung.

1934 übernahmen die evangelischen Kirchen die Jahreslosungen unter dem Eindruck des Terrors des Nazi-Regimes, 1969 schloss sich die katholische Kirche an. In den 1930er Jahren waren die ausgewählten Bibelsprüche hochpolitisch und sollten ein Gegenmittel gegen die Parolen der Nationalsozialisten sein. Der Textplanausschuss heißt seit 1970 Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) mit Sitz in Berlin.

Die biblischen Leitworte der Jahreslosungen werden bereits mehrere Jahre im Voraus ausgewählt. Die Praxis der Losungen stammt von der Herrnhuter Brüdergemeine in der sächsischen Oberlausitz. 1728 wählte der Begründer dieser geistlichen Gemeinschaft, Ludwig Graf von Zinzendorf (1700-1760), zum ersten Mal einen Bibelspruch für seine Mitglieder aus.