Kardinal Baldo Reina hat am Samstag die Heilige Pforte an der Lateranbasilika in Rom geschlossen. Damit ist das zweite Portal an den vier Papstbasiliken geschlossen, die nur während der Heiligen Jahre der katholischen Kirche, also in der Regel alle 25 Jahre, geöffnet sind. Den Ritus in Santa Maria Maggiore am Donnerstag hatte der zuständige Erzpriester Kardinal Rolandas Makrickas geleitet.
Am Sonntag folgt Sankt Paul vor den Mauern, bevor Papst Leo XIV. selbst am 6. Januar die Heilige Pforte am Petersdom schließt. Mit diesem symbolischen Akt endet das Heilige Jahr 2025. Laut Vatikan-Schätzungen werden bis dahin deutlich mehr als die vorausgesagten 32 Millionen Menschen die Heilige Pforte am Petersdom durchschritten haben. Bei der Feier an der Lateranbasilika, die auch Bischofskirche des Papstes als Bischof von Rom ist, kniete Kardinalvikar Reina auf der Schwelle des Bronzeportals nieder. Nach einem kurzen Gebet zog er die beiden Flügel zu.
Einsatz gegen Ungerechtigkeit und Gewalt
In seiner Predigt bei der anschließenden Messe erinnerte er an die zahlreichen Menschen aus aller Welt, die die Heilige Pforte auf der Suche nach Christus und nach Erlösung von ihren Sünden und Lasten durchschritten hätten. Es sei Aufgabe der Christen, sich über das Festjahr hinaus gegen Ungerechtigkeit, Gewalt und Armut, gegen Fehlinformationen, Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und mangelnde Zukunftsperspektiven einzusetzen.
"Und wir schreien es gerade jetzt besonders laut: gegen das Fehlen von Frieden in einer Welt, in der die Logik des Stärkeren herrscht; das Fehlen von Prophetie, das Gott stumm zu machen droht", so der Kardinal. "Wir müssen im Namen der Freundschaft unsere Beziehungen verwandeln, und das verborgene Antlitz unseres Erlösers offenbaren, der durch seinen Tod den Tod besiegt hat." An der Messe nahmen unter anderen auch Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri und der Heilig-Jahr-Beauftragte des Papstes teil, Erzbischof Rino Fisichella.
Älteste Heilige Pforte der Geschichte
Die Heilige Pforte der Lateranbasilika ist die erste in der Geschichte der Heiligen Jahre: Papst Martin V. durchschritt sie während des Heiligen Jahres 1423. Erst zu Weihnachten 1499 führte Papst Alexander VI. die Öffnung der Heiligen Pforte auch im Petersdom ein. Das heutige Bronzeportal wurde zum Heiligen Jahr 2000 geschaffen. Die Durchquerung einer Heiligen Pforte ist nach katholischer Lehre, in Verbindung mit einer Beichte und anderen Auflagen, Vorbedingung für einen Nachlass der zeitlichen Sündenstrafen.
Kardinal Reina hatte bereits an Heiligabend die Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia geschlossen, die Papst Franziskus (2013-2025) am 26. Dezember 2024 geöffnet hatte - erstmals überhaupt in einer Justizvollzugsanstalt. Die Schließung der Heiligen Pforte in Sankt Paul vor den Mauern vollzieht am Sonntagvormittag Kardinal James Harvey, Erzpriester der zweitgrößten Kirche Roms.